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Protestanten ans. Friedrich Wilhelm I. siedelte die vertriebenen Salzburger 1732 
in Ostpreußen au. Friedrich II., voll Duldsamkeit gegen jede Glaubensrichtung, 
befolgte den Grundsatz: „In meinem Staate kann jeder nach seiner Fa^on selig 
werden", stärkte jedoch durch deu 7jährigeu Krieg die Sache des Protestautismus 
in Deutschland. 
B. Schulwesen. Gegen die Reformationszeit schon ein großer Fortschritt. Friedrich 
Wilhelm I., der Vater der allgemeinen preußischen Volksschule, führt die allge- 
meine Schulpflicht ein, baut viele neue Schulhäuser. Friedrich II. schreitet auf 
diesem Wege weiter fort, erläßt das General-Landschnlreglement 1763, unterstützt 
die ersten Seminarien. Die Lehrer sind meist noch alte, gediente Soldaten, daher 
die Zucht noch immer sehr streng. — Friedrich I. gründet die Universität Halle. 
6. Rechtswesen. Die Gerechtigkeitspflege unter Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. 
sehr streng, gewissenhaft, unparteiisch. Friedrich Wilhelm I. mildert das Ver¬ 
fahren in den Hexenprozessen, Friedrich II. hebt sie, ebenso wie die Folter, ganz 
auf, setzt das Kammergericht in Berlin ein, läßt das „preußische Landrecht" aus- 
arbeiteu, achtet selber das Gesetz (Müller von Sanssouci), daher überall im 
Volke die strengste Gesetzlichkeit. 
D. Ständewesen. Der Adel nimmt besonders die Offizier- und hohen Staatsstellen 
ein, der Bürger muß Handel und Gewerbe pflegen, der Bauer Ackerbau treiben. 
Die Last des Bauernstandes wird bedeutend gemildert, die Leibeigenschaft auf¬ 
gehoben, die Erbuuterthämgkeit zwar noch nicht beseitigt, aber die Zahl der 
Frontage herabgesetzt und die harte Behandlung gemildert. 
E. Kriegswesen. Der große Kurfürst führt das erste stehende Heer ein; noch werden 
die Soldaten, meist Ausländer, geworben. Friedrich Wilhelm I. setzt sein Heer- 
möglichst aus Laudeskiudern zusammen, führt in Gemeinschaft mit dem alten 
Desfaner deu Gleichschritt beim Marschieren, die eisernen Ladestöcke, das Bajonett 
und das gleichzeitige und schnelle Fenern ein. Seine Vorliebe für lange Kerls. 
Soldatenleben. Harte Zucht; Spießrutenlaufen. Friedrich II., durch die Not 
gezwungen, zieht besonders wieder Ausländer in den Dienst, da während des 
Krieges sein Land von kriegstüchtiger Mannschaft entblößt ist, nach dem Kriege 
aber dieselbe bei Ackerbau, Handel und Gewerbe gebraucht wird, den Volks¬ 
wohlstand zu heben. 
F. Verkehrswesen. Chausseen giebt es noch nicht, Verkehrswege sehr schlecht, darum 
Kanalbauteu: Friedrich Wilhelms-Kanal durch den großen Kurfürsten, Plauescher, 
Finow und Bromberger Kanal durch Friedrich II. Einführung einer selbständigen 
Post durch den großen Kurfürsten. 
G. Volkswirtschaftliches. Der große Kurfürst macht die ersten Versuche mit dem 
Anbau von Kartoffeln und Tabak; erst Friedrich II. gelingt die allgemeine Ein¬ 
führung des Kartoffelbaues. — Der große Kurfürst führt die erste Verbrauchs¬ 
steuer ein, Friedrich II. besteuert besonders Kaffee und Tabak als Luxusgegen¬ 
stände. Damals kommt auch Thee, Kakao, Branntwein in Gebrauch. — Die 
Tuchfabrikation wird besonders gepflegt, jeder preußische Soldat trägt Zeug aus 
preußischem Tuch; Hebung der Leinenindustrie in Schlesien, des Bergbaues, 
Gründung der ersten Porzellanfabrik in Berlin durch Friedrich II. — Durch 
Entwässerung des Oder-, Warthe- und Netzebruches vergrößert Friedrich II. die 
anbaufähige Fläche, hebt dadurch ebenfalls Ackerbau und Volkswohlfahrt.
	        
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