Full text: Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte

III. 
Von der Erhebung Preußens zum Königreiche bis 
zur Erneuerung des deutschen Kaisertumes. 
141. Der Krontraktat*). 
1700. 
(v. Moerner, S. 81« ff., Nr. 26.) 
Art. VII. — Alß auch S. C. D. occasioue dieses tractats Ihrer Kayserl. 
Maytt. underthgst vorstellen lassen, was Massen Sie aus verschiedenen motivis 
ihr absehen gefasset hetten, ihrem mit vielen landen von Gott gesegneten 
hohem hanß den königlichen titnl zu acquiriren, und danenhero Ihre Kayserl. 
*1 Dieser denkwürdige Traktat umfaßt 14 Haupt- und 6 Nebenartikel. Zu- 
nächst ist derselbe eine Erneuerung des geheimen Bündnisses gegen Frankreich, 
welches am 22. März 1686 zwischen Kaiser Leopold I. und dem gr. Kurfürsten 
geschlossen war; der Kurfürst verspricht in allen Reichsangelegenheiten für den 
Kaiser zu stimmen, die Erledigung des Streites wegen der von Hannover in An- 
sprnch genommenen Kurwürde zu befördern und gegen seine katholischen Unter- 
thanen wegen Bedrückung von Protestanten in andern Ländern keine Repressalien 
anzuwenden. Auf die rückständigen Hilfsgelder leistet der Kurfürst Verzicht und 
verspricht dem Kaiser auf eigene Kosten 8000 Mann (für den bevorstehenden 
spanischen Erbsolgekrieg) zu stellen. Der Hauptpunkt dieses Vertrages ist aber 
der Artikel VII., durch welchen des Kursürsten Streben nach der Königskrone er- 
füllt und für Preußen ein neuer Abschnitt seiner Entwicklung eingeleitet wurde. — 
Im Lande selbst war man mit dem Gedanken der Erwerbung der Königs¬ 
würde längst vertraut und erwartete dieselbe seit 1680. Schon bei des Kurfürsten 
Geburt in Königsberg hatte ein Dichter (Bödiker) gesungen: 
„Dort auf des Königes Berg wird Friedrich geboren. Was heißt das? 
Musen, ihr sagt uns vorher: Friedrich wird König dereinst!" 
Der Staat umfaßte 1700 über 2000 [UM. (wie heute Bayern, Würtem- 
berg und Baden zusammen) mit 2 Mill. Einw. (Berlin 55000).
	        
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