Full text: Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte

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und dem Grafen Haugwitz abgeschlossen ist. Dieser Vertrag soll, wie Sie 
aus seinem letzten Artikel ersehen, ganz geheim gehalten werden. — 
Der Termin für die Auswechselung der Ratifikationen, womit Sie be- 
auftragt werden, ist auf 3 Wochen festgesetzt, doch haben Sie so zn handeln, 
daß er möglichst abgekürzt werde. 
Ist die Auswechselung einmal erfolgt, so müssen die Folgen des Ver- 
träges diese sein: Zunächst, daß der Marsch der Koalierteu auf Holland 
gehemmt, sie von Hameln ferngehalten werden, und ohne Verzug die Schweden, 
Russen und Engländer für sich nach Hanse ziehen. Von dem Augenblicke 
an, da es aus dieser Seite von Deutschland kein gegen Frankreich seind- 
liches Truppenkorps gebeu wird, wird die Besetzung Hannovers durch 
Preußen gemäß dem Vertrage sich in Besitz verwandeln, nnd es wird dem 
General Barbon Befehl gegeben werden, Hameln zn übergeben; doch muß 
Preußen gleichzeitig Ordres uach Neuchätel entsenden, damit die Besitznahme 
dieses Fürstenthums durch S. Maj. den Kaiser nnd diejenige Hamelns durch 
Preußen am gleichen Tage nnd in möglichst kurzer Zeit erfolgen kann. 
S. Maj. hat es für nutzlos gehalten zu stipulieren, daß Sie aus Hameln 
die Artillerie, die Munition, die Kriegsgeräte nnd alles Zubehör zurück- 
zieheu könne, weil Sie in dieser Hinsicht alle Rechte behält, ans welche Sie 
nicht durch eine ausdrückliche Stipulation verzichtet hat . . 
Gleichzeitig muß der Hos vou Berlin ein Gefühl von Zuneigung nnd 
Interesse bekunden, um alle Wolken zn zerstreuen und alle Ungewißheit zn 
bannen, welche austreten konnte über den wahren Stand der Beziehungen 
zwischen deu beideu Ländern. Es ist also nötig, daß die Artikel der Ber- 
liner Zeitung, welche die Rückkehr des Herrn von Haugwitz melden, die 
Noten des Kabiuetts au die Minister des Königs und die Sprache des 
.Hofes erkennen lassen, daß die Freundschaft zwischen den beiden Staaten 
wiederhergestellt und ihre innige Verbindung durchaus vollkommen ist. 
Der Hof vou Berlin wird leicht fühlen, daß er im Besitze vou Hau- 
uover nur von dem Angenblicke an sein wird, wenn er es selbst verwaltet. 
Es ist also gut, wenn er aus der Stelle jede Spur englischer Verwaltung 
tilgt, und die Verwaltung gauz preußisch wird. Ich weiß, daß die Besitz- 
nähme Neuchätels und die Einrichtung einer ganz preußischen Verwaltung 
in Hannover bekuuden, daß Verbindlichkeiten zwischen Frankreich nnd Preußen 
existieren; man kann das nicht vermeiden, aber man wird immerhin nicht 
wissen, wie der Umfang und die bestimmten Vorbehalte der eingegangenen 
Verpflichtuugeu sind, und ihre Uuwiderruflichkeit fühleu. — 
Ich komme auf Herrn von Hardenberg zurück. Sie werden Herrn 
von Haugwitz sagen, daß der Kaiser bei der Verhandlung mit ihm stets 
vorausgesetzt hat, daß Herr von Hardenberg zurücktreten würde. Mochte 
Preußen deu Krieg wollen oder nicht: Herr von Hardenberg hat Frank- 
reich beleidigt. Jeder Krone kommt das Recht zn, Krieg zn führen. Die 
betroffene Macht ist deshalb nicht beleidigt, aber es ist maßlos, den Ge¬
	        
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