Full text: Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte

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meinem Leiden und welche Stärkung! Wenn man so geliebt wird, kann 
man nicht ganz unglücklich sein. 
Es ist wieder anss neue ein ungeheures Ungemach über uns ge- 
kommen; wir stehen aus dem Punkte, das Königreich Zu verlassen. Bedenken 
Sie, wie mir dabei ist; doch bei Gott beschwöre ich Sie, verkennen Sie 
Ihre Tochter nicht! Glauben Sie gar nicht, daß Kleinmut mein Haupt 
beugt. Zwei Hauptgründe habe ich, die mich über alles erheben; der erste 
ist der Gedanke, wir sind kein Spiel des blinden Zufalles, sondern wir 
stehen in Gottes Hand, und die Vorsehung leitet nns, der zweite, wir gehen 
in Ehren unter. Der König hat bewiesen, der Welt hat er es bewiesen, 
daß er uicht Schaude, soudern Ehre will. Preußen wollte nicht freiwillig 
Sklavenketten tragen. Auch nicht einen Schritt hätte der König anders 
handeln können, ohne seinem Charakter ungetreu und an seinem Volke 
Verräter zu werden. Wie dieses stärkt, kann nur der fühlen, den wahres 
Ehrgefühl durchströmt. Doch zur Sache. 
Durch die unglückliche Schlacht von Friedland kam Königsberg in 
französische Hände. Wir sind vom Feinde gedrängt, und wenn die Gefahr 
nur etwas näher rückt, so bin ich in die Notwendigkeit versetzt, mit meinen 
Kindern Memel zn verlassen. Der König wird sich ivieder mit dem Kaiser 
vereinigen. Ich gehe, sobald dringende Gefahr eintritt, nach Riga; Gott 
wird mir helfen, den Augenblick zu ertragen, Ivo ich über die Grenzen des 
Reiches muß. Da wird es Kraft erfordern; aber ich richte meinen Blick 
gen Himmel, von wo alles Gute und Böse kommt, und mein fester Glaube 
ist, er schickt uicht mehr, als wir tragen können! Noch einmal, bester Vater, 
wir gehen mit Ehren unter, geachtet von Nationen, und wir werden ewig 
Freunde haben, weil wir sie verdienen. Wie beruhigend dieser Gedanke 
ist, läßt sich nicht sagen. Ich ertrage alles mit solcher Rnhe und Gelassen- 
heit, die nur Rnhe des Gewissens und reine Zuversicht geben kann. Des¬ 
wegen seien Sie überzeugt, bester Vater, daß wir nie ganz unglücklich sein 
können, und daß mancher, mit Kronen und Glück bedrückt, nicht so froh 
ist, als wir es sind. Gott schenke jedem Guteu den Frieden in seiner Brust, 
und er wird noch immer Ursache zur Freude haben. Noch eins zu Ihrem 
Tröste, daß uie etwas vou unsrer Seite geschehen wird, das nicht mit der 
strengsten Ehre verträglich ist und mit dem Ganzen gehet. Denken Sie 
nicht an einzelne Erbärmlichkeiten. Auch Sie wird das trösten, das weiß 
ich, so wie alle, die mir angehören. Ich bin auf ewig Ihre treue, gehör- 
fame, Sie innig liebende Tochter, und Gottlob, daß ich es fageu kann, 
da Ihre Guade mich dazu berechtigt, Ihre Freundin. 
2. 
Mit uns ist es ans, wenn auch nicht für immer, doch für jetzt. Für 
mein Leben hoffe ich nichts mehr. Ich habe mich ergeben, und in dieser 
Ergebung, iu dieser Fügung des Himmels bin ich jetzt ruhig und in solcher
	        
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