— 117 —
In diesem Sinne nahm er alle Länderstrecken hin, welche
zur Vergrößerung Frankreichs dienlich schienen.
Solche Räubereien nannte er Reünionen (Wiederver¬
einigungen), weil er behauptete, die geraubten Länder hätten
ehemals zu Frankreich gehört.
Er führte zu diesem Zwecke erstlich vier Raubkriege
1667 — 97, und zweitens den spanischen Erbsolgekrieg:
1701 — 13.
1. Raubkrieg (1667—68). Den Spaniern nahm Ludwig
einen Theil der Niederlande. Holland, England und
Schweden hinderten ihn, sich das Ganze anzueignen.
2. Raubkrieg (1672—78). Dann überfiel er im Bunde
mit England und Schweden Holland, und um die Deutschen
von der Unterstützung Hollands abzuschrecken, ließ er die Rhein¬
gegenden barbarisch verwüsten: Deutschland leistete wenig Wider¬
stand; nur der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von
Brandenburg machte ihm seinen Raub streitig (Anfang der
Kämpfe Preußens mit Frankreich). Im Frieden verlor Holland
Nichts; aber Spanien die Freigrafschaft (Franche-comte) und
Deutschland Freiburg und Hüningen.
Friedrich Wilhelm besiegte in diesem Kriege die für unüber¬
windlich gehaltenen Schweden bei Fehrbellin (1675).
3. Raubkrieg (1681). Diesmal nahm Ludwig ohne Kriegs¬
erklärung Straßburg weg, und wiegelte die Türken zum
Kriege gegen Deutschland auf. Diese belagerten Wien (1683),
welches kaum durch die Hülfe des Polenkönigs Sobie'sky
und der Baiern, Sachsen und Brandenburger gerettet
werden konnte.
4. Raubkrieg (1688—97). Um die ganze Rheinprovinz zu
erobern, fiel Ludwig in Franken und Schwaben ein, und
verbrannte die Städte und Dörfer der Pfalz, z.B. Heidel-
Memoriren. Der erste Raubkrieg endete 20 Jahre nach dem west¬
fälischen Frieden (1648): 1668, der zweite 10 Jahr später: 1678, und der
vierte begann wiederum nach 10 Jahren: 1688. Dazwischen fällt die Weg¬
nahme Straßbnrgs: 1681. Die Zahl 1688 erinnert an die zweite englische
Revolution.