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Allein diese Hoffnung scheiterte dennoch — durch seine
eigne Eroberungssucht und durch den erwachenden
Volksgeist in den unterjochten Ländern.
Namentlich in Preußen regte sich die nationale Gesin¬
nung. Jahn suchte die Jugend durch Turnen wehrhaft zu
machen; der Minister Stein machte die Staatsverfassung ge¬
rechter und volksthümlicher, lund die Generäle Scharnhorst
und Gneisen au führten die allgemeine Wehrpflicht ein. Fichte,
Arndt, Körner u. A. begeisterten das Volk durch patriotische
Reden und Gedichte.
Napoleon indeß sann darauf, auch Rußland zu unter¬
werfen. Er brachte ein Heer von fast 600,000 Mann zu¬
sammen; auch Preußen und Östreich mußten ihm gezwungen
Heeresfolge leisten, und drang damit 1812 in Rußland ein.
Anfangs siegte er: in den Schlachten bei Smolensk
und Borödino; dann aber wurde er durch den Brand von
Moskau zum Rückzug gezwungen (9. Novbr.), und verlor sein
ganzes Heer durch Kälte und Hunger, namentlich bei dem
Übergang über die Beresina (29.Novbr.). Kaum 30,000
Mann erreichten die deutsche Grenze (Dezember 1812).
Die Befreiungskriege, 1813—15.
1813. Der Kaiser von Rußland rief jetzt alle Deutschen
auf, das französische Joch abzuwerfen.; aber nur Preußen
und dann Mecklenburg wagten es anfangs.
Schon während des Feldzuges hatte der preußische Ge¬
neral Iork Frieden mit Rußland geschlossen, und am 17. April
1813 erließ der König von Preußen einen Aufruf an sein
Volk, die Waffen gegen Frankreich zu ergreifen. Die
Landwehr und der Landsturm wurden errichtet; es bildeten
sich Freischaaren, z. B. die lützowsche; bald stand wirklich
das ganze Volk unter Waffen.
Inzwischen hatte Napoleon neue Heere gesammelt, und drang
schnell bis Dresden vor; allein jetzt erklärte auch England
und Östreich den Krieg, uud Preußen erfocht eine Reihe glän¬
zender Siege: Bülo (Bülow) gewann die Schlacht bei Groß-
beeren (23. Aug.); Blücher an der Katzbach (26. Aug.);