Full text: [Teil 6 = (10. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 6 = (10. Schuljahr), [Schülerband])

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2. Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, 
Und würd' er in Ketten geboren. 
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei, 
Nicht den Mißbrauch rasender Toren! 
vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht, 
vor dem freien Menschen erzittert nicht! 
3. Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall, 
Der Mensch kann sie üben im Leben, 
Und sollt' er auch straucheln überall, 
Tr kann nach der göttlichen streben, 
Und was kein verstand der verständigen sieht, 
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt. 
4. Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt, 
Wie auch der menschliche wanke,- 
hoch über der Zeit und dem Uaume webt 
Lebendig der höchste Gedanke, 
Und ob alles in ewigem Wechsel kreist, 
Ts beharret im Wechsel ein ruhiger Geist. 
5. Die Worte bewahret euch inhaltschwer, 
Sie pflanzet von Munde zu Munde! 
Und stammen sie gleich nicht von außen her, 
Euer Inneres gibt davon Kunde. 
Dem Menschen ist nimmer sein Wert geraubt, 
Solang er noch an die drei Worte glaubt. 
96. Die Worte des Wahns. 
1799. 
1. Drei Worte hört man, bedeutungsschwer, 
Im Munde der Guten und Vesten. 
Sie schallen vergeblich, ihr Klang ist leer, 
Sie können nicht helfen und trösten, 
verscherzt ist dem Menschen des Lebens frucht, 
Solang er die Schatten zu haschen sucht. 
2. Solang er glaubt an die goldene Zeit, 
Wo das Rechte, das Gute wird siegen,- — 
Das Rechte, das Gute führt ewig Streit, 
Nie wird der Feind ihm erliegen,- 
Und erstickst du ihn nicht in den Lüften frei, 
Stets wächst ihm die Kraft auf der Trde neu.
	        
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