Full text: Geschichte des Altertums (1)

Die Ursachen des peloponnesischen Krieges. 51 
war geradezu eine staatliche Bildungsanstalt. Alle Künste (die 
Schauspiel-, Tanz-, Ton-, Dichtkunst und die bildenden Künste, be¬ 
sonders die Baukunst) wetteiferten miteinander, um ein vollendetes 
Gesamtkunstwerk, ein Festspiel, zu schaffen, das bis jetzt ein 
noch unerreichtes Vorbild geblieben, das jedoch in ähnlicher Weise 
von Richard Wagner (sieh III. Band, S. 161) erstrebt wurde. — 
Auch die Geschichtschreibung fand damals in Herodot aus Hali- 
karnassos ihren „Vater", welcher die Geschichte der orientalischen 
Völker und der Perserkriege schrieb und in Thukydides einen 
würdigen Nachfolger saud. — Durch die Berufung des Anaxagoras 
verpflanzte Perikles die jonische Philosophie aus Kleinasien nach 
Athen. — Stifter der jonischen Schule war Thales von Milet 
(um 600), einer der „sieben Weisen". Etwas später (560) wirkte 
zuerst in Samos, später in Kroton (Unteritalien) Pythagoras. 
Nach alledem darf uus das Zeitalter des Perikles als die 
erste Blütezeit der Künste, der bildenden wie der redenden, 
besonders der Dichtkunst gelten. An dem reichen geistigen Leben 
seiner Heimat nahm Perikles den regsten Anteil, wie er denn über¬ 
haupt als die Verkörperung der hellenischen Mannestugenden nach 
jeder Hinsicht erscheint. In seinem Äußern Kraft und Schönheit 
vereinend, fesselte er besonders durch die überzeugende Gewalt seiner 
Rede, so daß die Athener von ihm sagten, die Göttin der Über¬ 
redung wohne ihm auf den Lippen, aber auch Blitz und Donner 
trage er auf der Zunge. Solche Gaben des Geistes und des Körpers 
erklären es, daß Perikles zwauzig Jahre hindurch (449—429) bett 
Staat der Athener zn lenken vermochte, obwohl er nie Archon war, 
sondern nur als Stratege (Feldherr), als Verwalter der Staatskasse 
uud Leiter der öffentlichen Bauten seine Mitbürger beeinflussen konnte. 
Verständnis und Förderung seiner hohen Aufgabe fand Perikles 
in reichstem Maße bei seiner zweiten Frau Aspasia, die ihn durch 
Schönheit und Liebenswürdigkeit, durch Geist und Edelsinn zu 
fesseln wußte. 
Die Ursachen des peloponnesischen Krieges. 
Zur Zeit des Perikles war Griechenland in zwei Bündnisse 
geteilt, das athenische, früher Mische, und das spartanische, das 
man gewöhnlich den peloponnesischen Bund nennt. Der letz¬ 
tere hatte Sparta zum Oberhaupt, bestand größtenteils aus Staaten 
dorischen Stammes, unter denen die aristokratische Verfassung vor¬ 
herrschte, und war vor allem zu Land mächtig. Der athenische 
Bund dagegen umschloß meist jonisch e Griechen mit demokratischer 
Verfassung und verfügte über eine starke Seemacht. In beiden 
Bündnissen waren also Gegensätze des griechischen Wesens vertreten 
und zwar solche der Stammeseigentümlichkeit und der Staatsver- 
Die Wissen¬ 
schaften. 
Herodot. 
Anaxagoras. 
Pythagoras. 
Perikles um 
444. 
Aspasia. 
Dorier und 
Ionier. 
Land- und 
Seemacht.
	        
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