Full text: Geschichte der Neuzeit (3)

Napoleons Krieg mit Preußen und Rußland. 103 
Familie ausstattete, oder erhöhte schon vorhandene Staaten, 
die ihm zu Willen waren, an Rang. So nahmen Ansang 
1806 die Kurfürsten von Bayern und Württemberg auf seine 
Veranlassung den königlichen Titel an, so machte er Baden zu 
einem Großherzogtum, so erhob er in demselben Jahre seinen 
Bruder Joseph zum König des festländischen Neapel und seinen 
Bruder Ludwig zum König von Holland, womit die „batavische 
Republik" aufgehoben war. 
Endlich fand Napoleon ein Mittel, um der tatsächlich schon 
bestehenden Fremdherrschaft Frankreichs über Deutschland auch eine 
völkerrechtliche Form zu geben. Sein gewandter Minister Tal- 
leyrand bewog 1806 zunächst die südwestdeutschen Staaten, den 
sogenannten Rheinbund zu gründen, dessen Protektor und tatsäch¬ 
licher Herr Napoleon ward. Zu diesem Bnnde kamen all¬ 
mählich alle deutschen Gebiete, soweit sie nicht zu Preußen 
oder Österreich gehörten, so daß sich durch ihn die napoleonische 
Herrschaft schließlich (1810) bis über Mecklenburg, Sachsen und 
Bayern ausdehnte. Gegenüber dieser Stiftung entsagte Franz II. 
noch 1806 der ganz entwerteten deutschen Kaiserwürde. Er hatte 
schon 1804 für seine Erblande den Titel „Kaiser von Öster¬ 
reich" angenommen und nannte sich als solcher Franz I. (1806 
bis 1835). Daß durch den Rheinbund die französische Fremdherr¬ 
schaft über Deutschland befestigt wurde, fühlte man wohl im Volke; 
das gab sich in einer vom Buchhändler Palm in Nürnberg ver¬ 
legten ^Schrift „Deutschland in seiner tiefen Erniedri¬ 
gung" kuud. Als sich Palm weigerte, den Verfasser derselben zu 
nennen, ward er auf Napoleons Befehl 1806 zu Braunau er- 
sch offen. 
Napoleons Krieg mit Preußen und Rußland 1806-1807. 
Preußen war in feiner inneren Entwickelung seit dem Tode 
Friedrichs d. Gr. stehen geblieben. Denn weder der nächste Nach¬ 
folger Friedrich Wilhelm II. (1786—1797) noch auch dessen 
Sohn Friedrich Wilhelm III. (1797—1840) befaßen die staats- 
männische Begabung des großen Königs und gerieten so unter die 
Leitung selbstsüchtiger Persönlichkeiten, die ohne Charakter und Taleut 
die Politik Preußens bestimmten. 
Napoleon hatte sich öfter bemüht, den preußischen Staat zu 
eiiiem Bündnis zu gewinnen. Aber dieser hielt am Baseler 
Sonderfrieden fest. Schließlich suchte Napoleon Preußen mit 
Gewalt aus feiner Zurückhaltung zu drängen. Als er 1805 gegen 
Österreich aufbrach, gab er seinem Marschall Bernadette den 
33ctel)l, aus Hannover an die Donau zu ziehen, und dieser marschierte 
Bayern. 
Württemberg. 
Baden. 
Neapel. 
Holland. 
Rheinbund 
1806. 
Ende des 
römisch-deut¬ 
schen Kaiser¬ 
tums 1806. 
Kaisertum 
Österreich 
1804. 
Palm f 1806. 
Napoleons 
Allianz¬ 
anträge. 
Preußens 
Zurück¬ 
haltung.
	        
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