Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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die so gefertigten Zeichen am Feuer wieder gehärtet worden waren, 
schlug man sie in ein Stück Kupfer oder Messing, wodurch eine vertiefte 
Spiegelschrift entstand. In diese Schriftform wurde dann eine Metall—⸗ 
mischung Gjetzt nimmt man dazu gern 75 Blei, 23 96 Antimon und 
246 Zinn) gegossen, welche nach dem Erkalten die nötigen Typen lieferte. 
Seitdem sind manche Verbesserungen auf diesem Gebiete vorgenommen 
worden, besonders durch den Leipziger Breitkopf, sowie den Amerikaner 
Bruce und den Engländer Johnson; der letztere baute eine Maschine, 
welche die Lettern gießt, abschleift, schneidet und in Reihen aufsetzt. 
Für das „Setzen“ war es von der größten Wichtigkeit, daß die 
Typen alle viereckigen Schnitt hatten, damit sie leicht zu einem Ganzen 
zusammengefügt werden können. Diese Arbeit, sowie das Ablegen der 
Lettern, wenn der Druck vollendet ist, geschieht mit der hand; doch 
wird es in größeren Druckereien jetzt auch mit Setzmaschinen ausgeführt, 
mit denen ein Arbeiter 8000 Buchstaben, d. h. 150 —- 160 Zeilen in der 
Stunde fertigstellen kann. Da nun beim Setzen von jeher Fehler unter— 
liefen, so machte man schon frühzeitig von jedem Bogen einen „Bürsten⸗ 
abzug“ zum Zwecke der Verbesserung; man legte nämlich auf den mit 
Schwärze überstrichenen Satz einen Bogen Papier und klopfte ihn mit 
einer Bürste ab. Später wurden die Korrekturbogen auf der Presse 
abgezogen, aber der Name Bürstenabzug blieb. 
Was nun das Druckverfahren selbst anbetrifft, so war es bis zum 
Anfang des vorigen Jahrhunderts eben, d. h. es wurde auf den in 
einer ebenen Fläche liegenden Satz das darüber gebreitete Papier durch 
eine Platte (Tiegel) niedergedrückt. In wesentlich verbesserter Form 
werden diese Tiegeldruckpressen noch heute verwendet, namentlich zu den 
sogenannten Akzidenzarbeiten,“ also solchen, die nicht regelmäßig, sondern 
nur bei Vorkommen hergestellt werden, wie Visitenkarten, Trauerbriefe, 
Rundschreiben usw. Völlig umgestaltet wurde die Druckmechanik durch 
die Erfindung der Schnellpresse, die den ebenen durch den rollenden Druck 
ersetzte; in ihr erfolgt das Pressen nicht mehr durch das Niederlassen 
einer geraden Fläche, sondern durch eine über den Satz laufende Walze, 
um welche sich der Papierbogen wickelt. 
Doch bald genügte auch diese Maschine den sich beständig steigernden 
Anforderungen an ihre Leistungsfähigkeit nicht mehr; aus ihr ging 
daher gegen 1870 die Rotationspresse hervor, die sich seitdem so 
bewährt hat, daß heute größere Zeitungen kaum noch anders als mit 
ihr hergestellt werden. Sie hat „endloses“ Papier, das in einer Länge 
von 3— 4 km selbsttätig über die Druckwalze läuft; sie feuchtet dieses an, 
schneidet es, bedruckt es, falzt es, wirft es ab, zählt es und schichtet es 
auf; endlich, was die hauptsache ist, besteht die Satzfläche, gegen welche 
Von accidens, accidentia der Zufall abgeleitet.
	        
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