40 Kulturzustände während dieses Zeitalters (Nachträge).
Universitäten, noch nie erlebt. In der Gründung und Erneuerung von Universi¬
täten, deren es bis 1623 im ganzen 27 gab, in der Stiftung von
Lateinschulen. Lateinschulen, Landes- und Fürstenschulen, Gymnasien
und Lyceen wetteiferten die Reformatoren mit ihren Gegnern, den
Luther. Jesuiten. Luther schrieb 1524: „An die Ratsherren aller Städte
Deutschlands, daß sie christliche Schulen ausrichten uud halten sollten",
da das weltliche Regiment der Schulen bedürfe, um tüchtige Be¬
amte heranzubilden, und „Frauen, welche wohl ziehen und halten
können Haus, Kinder und Gesinde, auch die Mägdlein sollen
Tags eine Stunde zur Schule gehen". Der eigentliche Schöpfer
und Gestalter des gelehrten Unterrichtswesens in den protestantischen
Melanchthon. Ländern war Melanchthon. Er schrieb zahlreiche Lehrbücher für
alle Fächer (Latein, Griechisch, Physik, Mathematik, Medizin, Astro¬
nomie), so daß er mit Recht den Ehrentitel „Lehrer Deutschlands" sührt.
In den katholisch gebliebenen deutschen Landesteilen erfuhr das
gelehrte Schulwesen eine humanistische Umgestaltung durch die Je-
Jesuiten, fuitctt, die an zahlreichen Orten ihre Kollegien gründeten. Im
ganzen verfolgten sie dieselben Grundsätze wie die protestantischen
Erzieher; diesen gegenüber erlangten sie aber dadurch ein mächtiges
Übergewicht, daß sie den Unterricht unentgeltlich erteilten. Viele
ihrer Kollegien entwickelten sich zu Universitäten, wie in Graz,
Innsbruck, Trier; an anderen Orten gründeten sie halbe Universi¬
täten, d. i. Lyceen, wie in B amb erg, Augsburg, Dillingen.
Allgemeine Die Lateinschule war zugleich ^allgemeine Bürgerschule".
Bürgerschule. Daneben bestanden überall weiter die deutschen Schreib: und Rechen-
Stadtschule. schulen. (Berühmt waren damals der Nürnberger Schreibmeister
Neudörfer und der in Staffelstein geborene Rechenmeister Adam
Riese.) Der Gedanke, auch auf den Dörfern die allgemeine
Volksschule Volksschule einzuführen, ging von den Reformatoren ans (Bugen-
(Dorsschule). Hagen) uud wurde von ihnen gefördert, aber er konnte noch nicht
verwirklicht werden.
Jäh wurde der geistige Aufschwung durch den Beginn des
30jährigen Krieges gehemmt, lind alle Bildung und ihre Stätten
zerstört. Die Professoren und Pfarrer wurden verjagt, die Kirchen
verbrannt, die Bibliotheken ausgeraubt, die Kunstschätze zertrümmert
oder fortgeschleppt, die Universitäten geschlossen aus Mangel an
Studenten. Die Schuljugend wuchs ohne Erziehung und Unterricht
auf; die Verrohung des Volkes war so groß, daß es sich jedem Versuche,
es zu bilden, hartnäckig widersetzte. So mußte denn schließlich der
Schulzwang. Schulzwang eingeführt werden. Dies geschah gegen Ende des Krieges
zunächst nur in einigen deutschen Ländern.
Kunst und Knnfthandwerk. Im Ansang des 16. Jahrhunderts
entwickelt sich mit der Malerei und Plastik (s. S. 9) auch der
Kupferstich und Holzschnitt zur höchsten Blüte. Kunstsinn
und seiner Geschmack erhoben das Handwerk zum Kunstgewerbe,