Full text: Geschichte der Neuzeit (3)

Kulturzustände während dieses Zeitalters (Nachträge). 41 
dessen prachtvollste Geräte und schönste Erzeugnisse aus Holz, Ton, 
Eisen/) Glas, Kupfer, Zinn, Silber und Gold die bürgerlichen 
Wohnungen schmückten. (Jamintzers „Tafelaufsatz", früher in Jamnitzer. 
Nürnberg.) Der 30jährige Krieg vernichtete mich diese Blüte des 
Knnsthandwerkes gänzlich. 
Teutsche Sprache und Dichtkunst. Bei seiner Bibelüber¬ 
setzung, seinen religiösen Schriften und Kirchenliedern 
war Luther stets beslisseu, daß er „rein und klar Deutsch geben Luther, 
möchte". Er schrieb zunächst in der sächsischen Kanzleisprache, 
die er so gebrauchte, daß ihn „beide, Ober- uud Niederländer, ver¬ 
stehen mögen". Hiedurch wurde er der Begründer einer über den Neuhoch- 
Mundarten stehenden allgemein gültigen Schriftsprache, der Schöpfer deutsche Prosa, 
der neuhochdeutschen Sprachsorm. 
Wie Lnther für die Prosa, so war Hans Sachs, der frucht- Hans Sachs, 
barste Dichter des 16. Jahrhunderts, von größter Bedeutung für 
die deutsche Dichtung. 1494 zu Nürnberg geboren, starb er daselbst Deutsche volks- 
1576. Seine Meisterlieder, Reimsprüche und Schauspiele tümliche 
(Schwänke, Fastuachts- und Trauerspiele) umfassen mehr als 6 000 Sichtung. 
Nummern. — Das deutsche Volkslied und die sogen. Volksbücher 
wie auch die Schriften des Satirikers Johann Fischart (f 1590) 
trugen viel zur Entwickelung einer eigenen, kernhaften Volkssprache 
bei, wie auch das Kirchenlied, dessen bedeutendste Dichter auf prote- Kirchenlied, 
stantifcher Seite Luther, Paul Gerhardt und Fleming, auf 
katholischer Seite Friedrich von Spee und Johann Scheffler 
(Angelus Silesins) sind. Die volkstümliche Dichtung wurde 
jedoch bald von der Gelehrtendichtung verdrängt, die sich in Bezug Gelehrten-- 
aus Stoff und Form in der Nachahmung des Auslau des dichtung. 
gefiel. Es trat — namentlich während des 30 jährigen Krieges — 
eine völlige Verwelschung unserer Sprache, ein mit latein¬ 
ischen, italienischen, spanischen und besonders französischen Wörtern 
durchsetztes Sprachgemengsel, ein. Während die zur Reinigung 
und Veredlung der deutschen Sprache gegründeten Sprachgesell- Sprach- 
schasten^) eifrig, aber vergebens ihr löbliches Ziel zu erreichen strebten, gesellschaften. 
erfuhr der deutsche Versbau eine neue bleibende Regelung durch 
Martin Opitz (1624). Viel hervorragender als dieser Dichter ist Martin Opitz. 
Christoph von Grimmelshausen, der uns in seinem Zeitroman Grimmels- 
„Si mplieissimns" eine anschauliche Schilderung von den Greueln Hausen, 
des 30jährigen Krieges entwirft. 
Handel, Gewerbe und Landwirtschaft. Obwohl der Welt¬ 
handel eine neue Richtung eingeschlagen hatte (s. S. 6), blieben davon 
die großen Handels- und Reichsstädte zunächst noch unberührt. Die 
*) Sieh Lehmanns Bilder. I. 8: „Bürgerliches Wohnzimmer". 
2) Von diesen Sprachgesellschaften besteht heutigen Tages nur noch eine: 
Der Pegnitz- ober Blumenorden in Nürnberg, gegründet 1644.
	        
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