§ 2. Deutschland zur Zeit des Großen Kurfürsten (bis 1688). 21 „
Grundherren das Recht ein, „mutwilligen Bauern" ihre Hufe zu nehmen.'^^W-^^'t
Um die Einkünfte der Domänen zu steigern, wurde an Stelle der Selbst--^-
Bewirtschaftung die Verpachtung durchgeführt.
Die Umwandlung der Naturalwirtschaft in die Geldwirtschaft, die' " "'r/
in den älteren Kulturstaaten des Westens längst durchgeführt war, wurde/^„^
von Friedrich Wilhelm ernstlich in Angriff genommen. An die Spitze des^H^^-.
gesamten Finanzwesens trat der Freiherr Dodo zu Knyphaufen, er fchuf-^^^^^'
(1683) die oberste Zentralbehörde der Geheimen Hofkammer und ver¬
einigte die drei bisher getrennten obersten Kaffen zu einer Generalkaffe.
Die Gefamteinkünfte aller Domänen stiegen so feit 1640 fast auf das
Zwanzigfache, nämlich auf 2 550000 Mark. Die Landwirtschaft wurde
gefördert. Die zurückgekehrten flüchtigen Bauern erhielten (nach 1648)
freies Bauholz zur Herstellung ihrer Wohnungen, zu Kirchen-, Brücken-
und Deichbauten, auch auf 2 bis 3 Jahre Freiheit von allen Lasten.
Zur Bebauung der feit bet# Dreißigjährigen Krieg wüst liegenden Äcker, _
wurden Ansiedler aus Holland herbeigerufen. In Oranienburg (n. von ^
Berlin) entstand eine Musterwirtschaft nach niederländischem Vorbild; Obst-
und Gartenbau erfuhren Verbesserung, in der Uckermark wurde Tabak ge- £
Pflanzt. Es erging die Verordnung, daß kein junger Bauer heiraten dürfe, /‘/-Ss/r
ehe er nicht sechs Obstbäume veredelt und sechs Eichen gepflanzt habe.
Zur Vermehrung des Absatzes solcher Waren, die innerhalb des Staats- "^
gebiets selbst hergestellt werden konnten (Tuch, Metall- und Glasfachen),
legte der Große Kurfürst an den Grenzen Zoll auf ausländische Erzeugy^-^
niffe gleicher Art (Schutzzoll). Die aufgenommenen französischen Ref or-
mierten brachten die Seidenmanufaktur nach Krefeld. Dazu wurden Glas^^ £
Hütten, Glasfchleifereien, Eisenhämmer und Zuckersiedereien angelegt. Für.
"^besonders tüchtige Handwerker wurden Belohnungen ausgesetzt, der Eintritt
Elchen, die nicht Söhne von Meistern waren, erleichtert,
^, /Forschriften über Meisterstücke, Wanderzeit und Lehrlingswefen erlassen.
j Die Einführung der Accife veranlaßte rege Bautätigkeit, besonders in ^z
Berlin, das sich verhältnismäßig wieder hob; auch erhielt es teilweise 23e/
leuchtung und Pflasterung.
Bon dem ersten Postdirektor Michael Mattbias wurde die Post aus-^ /
gebildet. Reitende Boten besorgten die Briefbeförderung; binnen zehn Tagen
gelangte ein Schreiben von Kleve bis Königsberg. An den ersten, 1649
/ , eingerichteten Hauptkurs der Staats post Memel-Berlin-Kleve wurden tVAr/
■■ £ / immer neue Kurse angeschlossen, bis 1688 ihrer 16 mit 70 Postämtern. Die
anfangs erforderlichen Zuschüsse verwandelten sich bald in Überschüsse bis
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Zur Höhe von 117 000 Mark. Durch die Anlegung des Friedrich- /
Wilhelms-K ait.fl.Ii (zwischen Spree und Oder) wurde der schlesisch-polnische
Güterverkehr zum Teil von Sachsen und Stettin nach Berlin-Hamburg %
abgelenkt, wodurch jenes nach und nach der Mittelpunkt des norddeutschen
Binnenhandels wurde. Auch suchte der Kurfürst in feinem Gebiet den Elblauf ' >
zu reinigen und einzudeichen. Aber die Beseitigung der Elbzölle konnte er
von den Userstaaten nicht erreichen. Er hob den Handel der Hinterpommer-
scheu Häfen mit der Mark sowie den Königsbergs durch Vertiefung der y"
Fahrrinne nach Ptllau. — Zur raschen Erledigung von Handelsprozeffen ^t
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