86 Die Neuzeit.
auf Drängen des Grafen Artois, des Bruders Ludwigs XVI., Kaiser-
Leopold H. und Friedrich Wilhelm II. eine Einladung an alle Herrscher-
Europas, sich zu gunsten „der vollkommensten Freiheit" des Königs zu
verbinden. Aber diese blieb erfolglos, und erst nach der französischen
Kriegserklärung und dem ergebnislosen Vorstoß der Franzosen in Belgien
l kam ein festes Bündnis zwischen Preußen und Kaiser Franz II, Leopolds
Sohn und Nachfolger (1792—1835), zn stände, worin man sich jedoch
mit der Sicherstellung der königlichen Familie für befriedigt erklärte.
Aber der von dem Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braun¬
schweig, dem Neffen des Siegers von Minden (S. 61), geführte Feld-^^^^
zug, durch ein unvorsichtiges^! tmi s e. st eingeleitet, erbitterte nur das
ji französische Volk und wies keine Erfolge auf. Nachdetif'Ü&erdun
erobert war, wurde die Verpflegung des durch Krankheiten hart mit-^ ^Z,^
genommenen Heeres immer schwieriger. Der König ließ sich überzeugen,^
daß der Marsch auf Paris unmöglich sei. 93ei Valmy (w. von'' ‘-1 7,
St. Menehonld, zwischen Marne und Aisue) stiefltnairauf ernstlichen<^-^^
Widerstand der Franzosen. Es kam zu einem Gefecht und einer unent=J£c^Av~-
schiedenen Kanonade (20. September 1792). Dann wurde die Champagne
geräumt. Die Franzosen drangen bac^m^unter^ujtme in die Pfalz ein,
T j eroberten leicht Speier und Worms/ittw "Rrschenchten weithin die Feudal- /
Herren über den Rhein. Vielfach mit offenen Armen aufgenommen, ließen „
sie sich die „Befreiung" teuer bezahlen. Mainz ergab sich ohne Gegen-V /]'fä*;
. wehr. Frankfurt a. M. wurde geplündert, mußte aber am 2.Dezember
1792 vor dm anrückenden Preußen wieder geräumt werden. Jg> at)otytn_%».>/
1 (X^*teunb Nizza wurden 1792—1793 Frankreich einverleibt, Belgien von
_®ummirtez. durch den Sieg beiLemaPLLs,(N92, w. omTMons) den
Österreichern entrissen. Überall wurde nach der Losung: „Krieg den
Palästen — Friede den Hütten!" die Feudalherrschaft beseitigt, aber
als „Pfand für die Erstattung der Kriegskosten" alles Staatsgut mit
Beschlag belegt; die Truppen wurden auf Kosten des „befreiten" Landes
verpflegt und das gemünzte Geld durch Assignaten ersetzt. Dem ganzen
monarchischen Europa wurde der Umsturz angekündigt.
2. Der Nationalkonvent (21. September 1792—1795). In der
ersten Tagung erklärte der Nationalkonvent Frankreich zur Republik t^f-
(21. September 1792). Die jakobinische Berg partes setzte mit Hilfe^^ "^*4
der Girondisten die Anklage des Uonigs wegen Hochverrats und, unter
Verletzung der Verfassung von 1791, durch Einschüchterung der Mehr-^^'^ L
heit seine Verurteilung durch. Die von den Girondisten beantragte Tj
Berufung an das Volk wurde nicht gestattet. Trotz der glänzenden Ver-^^^7-
teidignng durch den jungen Dessze und den greisen Jäftales herb es -
r wurde ,Ludwige CaM" schuldig gesprochen. Am 21. Januar 1793
, wurde er hingerichtet, im Oktober auch die Königin Marie