§ 3. Land und Volk der Germanen.
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Langobarden in Braunschweig und Hannover (vgl. heute uoch Barde¬
wieck bei Lüneburg) uud westlich von ihnen die Friesen in Friesland.
An der mittleren Weser bis zum Harz hatten sich die Cherusker ange¬
siedelt; südwestlich von ihnen wohnten die Chatten oder Katten in
Hessen und südöstlich in Thüringen die Hermunduren, d. h. große
Duren, später Thüringer genannt. Die südlichen „Marken" bis zum Main
hatten die Markomannen irtne, die unter Marbod um 6 v. Chr. von
da nach Böhmen wanderten. — Die Markomannen, Hermunduren, Sem-
nonen und verwandte Stämme werden zusammen auch Sueben genannt.
2. Westgermanen. Am rechten Rheinufer, an der Lahn und nord¬
wärts davon, saßen die Ubier, Römerfreunde, die zur Zeit des Augustus
auf das linke Rheinuser übersiedelten und dort um 50 n. Chr. als Haupt¬
niederlassung Colonia Agrippina (— Köln) gründeten; weiter nordwärts
wohnten die Sugambrer und Usipeter1), im Rheindelta die Bataver.
3. O st g e r m a n e n. Unter diesen sind die bedeutenderen die Vandalen
an der mittleren Oder, die Burg und i onen an Netze und Warthe, die
©ntLinen, später Goten genannt, an der Weichsel und die Quadeu iu
Mähren.
* Die Alpen- und Donauländer Räiien, Vindelizieu, Nonhtm und Pan¬
nonien waren bis ins 5. Jahrhundert n.Chr. von keltischen Völker¬
schaften bewohnt.
4. Art und Sitten der Germanen. Übereinstimmend beschreiben
römische Schriftsteller die Germanen als einen kräftigen Menschenschlag
von hohem Wuchs und mächtigem Gliederbau, mit rotblonden Haaren
und blauen Augen. Über ihre Lebensweise und ihre Sitten gibt uns
besonders Tacitus in seiner „Germania" ausführlich Bericht. „Gute
Sitten", sagt er mit einem vorwurfsvollen Blick auf seine Landsleute,
„vermögen dort mehr als anderswo gute Gesetze."
„Als Gewandung tragen die Germanen zumeist einen kurzen Mantel,
der mit einer Spange oder in deren Ermanglung mit einem Dorn zu¬
sammengeheftet ist; nur die Wohlhabenden unterscheiden sich durch ein enger
anliegendes Kleid. Man benützt auch Tierselle, die mau gelegentlich mit
gesteckten Pelzen von Seetieren besetzt. Die Frau hat eine ähnliche Bekleidung
wie der Mann, doch trägt sie hänstger Linnen und webt auch Purpurstreisen
ein; ihr Gewand ist ärmellos nni) läßt einen großen Teil des Halses frei.
Zu Schmaus unb Gasterei haben sie eine verschwenderische Neigung.
Tag und Nacht fortzuzechen, ist keine Schande. Die dabei entstehenden
Händel führen leicht zu Verletzung und Totschlag. Aber sie beraten da¬
bei auch über die wichtigsten Angelegenheiten, über verwandtschaftliche Ver¬
bindungen, über die Wahl von Häuptlingen, ja über Krieg und Frieden.
l) Wenn die vorletzte Silbe als kurz bezeichnet wird, liegt der Ton auf der
drittlekten Silbe.