Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Elementarschule

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Stimmung mit ihm die Treppe hinauf, und war bei einem Glase 
ungemein vergnügt. 
Ein schöner Zug in dem Charakter unseres Helden ist, daß 
er fremdes Verdienst aufrichtig anerkannte. Wo man in seiner 
Gegenwart von seinen Thaten sprach, vergaß er niemals anzu¬ 
führen, daß seinem Freunde Gnsisenau ein großer Antheil 'an 
dem ihm gespendeten Lobe gebühre, ja, daß er ohne den Rath dieses 
verdienstvollen Mannes manches nicht hätte ausführen und unter¬ 
nehmen können. Er nannte daher Gneisenau öfters seinen Kopf, 
und gab einst in einer Gesellschaft das Räthsel auf, wie jemand 
seinen eigenen Kopf küssen könne. Als niemand dasselbe zu 
lösen wußte, stand er auf, ging auf Gneisenau zu und drückte 
ihn mit einem herzlichen Kusse au die Brust. ' Ein andermal 
sagte er: „Was ist es, das ihr rühmt ? Es war meine Verwegen¬ 
heit, Gneisenaus Besonnenheit und des großen Gottes Barmher¬ 
zigkeit." 
Im Jahre 1819 nahmen die Kräfte unseres Helden zusehends 
ab. Als der König hörte, daß sein Zustand bedenklich'fei, besuchte 
er ihn mit dem Kronprinzen. Am 12. September starb Blücher. 
Ans dem Opernplatze in Berlin ließ ihm sein dankbarer König 
aus erobertem Geschütz ein prächtiges Denkmal errichten. 
29. Friedrich Wilhelm IV 
. Dem König Friedrich Wilhelm III. folgte in der Regierung 
fein Sohn Friedrich Wilhelm IV. Eine der ersten Regentenhand¬ 
lung war die Begnadigung aller derjenigen, die sich des Landes- 
verraths, der Majestätsbeleidigung, oder der Aufreizung gegen die 
Regierung schuldig gemacht hatten. Der verstorbene König hatte 
in seinem letzten Willen gesagt: „Ich verzeihe allen meinen Fein¬ 
den." Darin erkannte der Sohn eine Mahnung des Vaters und 
erklärte daher: „Ich rechne auf keinen persönlichen Dank, glücklich 
in dem Gefühle, ein heiliges Vermächtmß des hochfeinen Königs 
erfüllt, und an fein Andenken neuen Segen geknüpft zu haben.* 
Das Volk aber bewunderte den kindlichen Gehorsam und die 
Bescheidenheit des Sohnes. 
Als die Trauerzeit um den verstorbenen König zu Ende war, 
zog Friedrich Wilhelm IV. nach Königsberg, um dort am 10. Sep¬ 
tember die Huldigung zu empfangen. Am Schluffe der Feier 
stand der König auf, erhob feine rechte Hand zum Himmel und 
sprach: „Ich gelobe hier vor Gottes Angesicht und vor diesen lieben 
Zeugen allen, daß ich ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, 
barmherziger Fürst, ein christlicher König fein will. Ich will 
Recht und Gerechtigkeit üben mit Nachdruck ohne Ansehen der
	        
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