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aber das Widerspiel ist, und wir den Feinden an Gewalt über¬
legen sind, wäre es zu dem Schaden noch unsere größte Schande,
wenn wir duldeten, was wir abzuwenden die Macht haben. Es
ist jetzt darum zu thun, daß die Deutschen, die vordem ihre siegreichen
Waffen durch die ganze Welt trugen und die römische Reichs-
wurde nicht durch Glück, sondern durch Mannheit besitzen, sich
nicht vor aller Welt verlacht und verächtlich machen. Mit was
für Unmuth werden eure Kinder und Kindeskinder an euch
denken, so ihr den deutschen Namen nicht bei der Herrlichkeit und
Gewalt erhaltet, in welcher euch selbiger von euren Vorfahren
überlassen worden." Doch diese Worte fanden kein Gehör: die
deutschen Reichsstände waren jeder zu sehr aus sein eignes Interesse
bedacht und zu gleichgültig gegen das, was das ganze Reich betraf.
Daher kam es, daß die Macht des Kaisers immer mehr geschwächt
wurde, das Reich an Ansehen verlor, unb bie Länber. bie sich
früher nicht mit Deutschland messen konnten, ja Lehnsstaaten von
Deutschland waren, vor und nach mächtiger wurden als Deutschland.
13. Luther und iic Kirchentrennung.
Nack Maximilians Tode wäblten dte deutschen Fürsten 1519
dessen Enkel Karl V. zum Kaiser. Während seiner Regierung
wurde durch Luther die Kirchentrennung veranlaßt. Luther war
Augustineniiöuch und zugleich Professor an der Universität Witten¬
berg in dem damaligen Kurfürstentum Sachsen. In Rom ließ
um diese Zeit Papst Leo X. die Peterskirche bauen und ertheilte
allen denen einen vollkommenen Ablaß, welche zum 3)Ciue dieser
Kirche beitrugen unb die vorgeschriebenen guten Werke verrichteten.
Aber Luther schlug ant Tage vor Allerheiligen im Jahre 1517
sünfundneunzig Sätze an/ worin er sich gegen die Mißbrauche, die
mit dem Ablaß getrieben würden, aussprach, und zugleich dem
Papst das Recht "bestritt, Ablässe zu ertheilen. Diese Sätze wurden
dem Papste vorgelegt, und derselbe bezeichnete einundvierzig Sätze
aus den Schristen Luthers als ketzerisch und forderte Luther auf,
dieselben m einem Zeitraume von zwei Monaten zu widerrufen.
Aber Luther erschien am 14. Dezember 1520 mit bem päpstlichen
Schreiben unb verbrannte es vor einer ungeheuren Volksmenge
vor ber Stabt Wittenberg. Daburch war ber entfcheibenbc Schritt
gethan, burch welchen er sich von ber katholischen Kirche lossagte.
Von nun an prebigfe er öffentlich gegen ben Papst und die
katholische Kirche, und feine Lehre fand bei Hohen und Niedern
Eingang'. Seine Anbänger hießen nach ihm Lutheraner und
standen bald den Katholiken in feindlicher Stellung gegenüber.