Full text: Fünfzehn Bilder aus der deutschen Geschichte

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5. Friedrich und sein General Ziethen. Im 
siebenjährigen Kriege lagerten einmal der König und seine Ge¬ 
neräle an einem nebeligen Morgen am Wachtfeuer. Mehrere 
Generäle waren eingeschlafen, darunter auch der alte Ziethen. 
Als dieser mit dem Kopfe heruntergerutscht war, legte ihm ein 
Grenadier ein Bündelchen Heu unter den Kopf. Als das der 
König sah, rief er: „Bravo! der alte Mann ist milde!“ — 
Ein herzukommender Offizier berührte den Ziethen, da rief 
Friedrich: ,,Stille, wecke Er mir den Ziethen nicht, er ist 
müde.“ — Eben dieser General schlief auch einst bei der Tafel 
des Königs, und als ihn jemand aufwecken wollte, sagte Friedrich: 
,,Lafst ihn schlafen! Er hat lange genug für uns gewacht!u 
6*. Friedrich der Grosse und der Edelknabe. 
Friedrich der Grosse brauchte wenig Bedienung, aber in der 
Nacht musste immer ein Edelknabe in seinem Vorzimmer, 
wachen, um bei der Hand zu sein, wenn er etwas bedurfte. 
Einmal konnte der König nicht schlafen. Er klingelte nach 
dem Knaben, doch niemand erschien. Der König stand auf, 
ging in das Vorzimmer und fand seinen Diener auf einem 
Stuhle eingeschlafen. Er icollte ihn wecken, aber in dem 
Augenblicke bemerkte er in seiner Rocktasche ein beschriebenes 
Papier. Neugierig zog er es heraus und las es. Es war ein 
Brief von der Mutter des Knaben. Sie dankte darin ihrem 
Sohne für die Unterstützung, die er ihr übersandt und von 
seinem Gehalt erspart hatte. Sie schloss mit den Worten: 
,,Bleibe stets deinem Gotte und deinem Könige getreu, dann 
wirst du Segen haben, und dein irdisches Glück wird dir auch 
nicht fehlen !“ 
Der König war gerührt von der Liebe des Sohnes. Er 
holte eine Rolle mit Goldstücken und steckte sie mit dem Brief 
dem Edelknaben in die Tasche. Als dieser erwachte und clas 
Geld fand, war er sehr bestürzt. Doch der König sagte ihm 
bald, dass er es ihm gegeben, und sprach: ,,Schicke es nur 
deiner Mutter und schreibe ihr, dass ich für dich und sie 
sorgen werde!“ Die Freude des Knaben über dies uner¬ 
wartete Glück lässt sich nicht mit Worten beschreiben. 
7. F>er König und der Müller. Friedrich liess 
sich dicht bei Potsdam ein schönes Schloss bauen und daneben 
einen herrlichen Garten anlegen. Hier wollte er von seinen 
Mühen und Sorgen ausruhen. Nicht weit von diesem Schlosse 
stand eine Mühle. Das Geklapper derselben störte den König 
oft in seiner Arbeit. Er liess den Müller kommen, um ihm die
	        
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