Full text: Fünfzehn Bilder aus der deutschen Geschichte

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Später sind Luthers Eltern nach Mansfeld gezogen. Sie 
waren fromm und fleißig. Den kleinen Martin erzogen sie recht 
streng. Als er einmal von des Nachbars Baum eine Nuß ge¬ 
nommen hatte, züchtigte ihn die Mutter so hart, daß der Rücken 
blutige Striemen zeigte. Das hat sich Martin für sein ganzes 
Leben gemerkt und ist seinen Eltern dafür dankbar geblieben. 
2. Luthers Lernjahre. Als Martin Luther 5 Jahre 
alt war, brachte ihn sein Vater zur Schule. Bei schlechtem 
Wetter trug er ihn oft selbst hin. Luther lernte gern und schnell. 
Darum schickte ihn sein Vater, als er 14 Jahre alt war, auf 
das Gymnasium nach Magdeburg. Da aber das Schulgeld 
hier so teuer war, brachte ihn der Vater nach kurzer Zeit nach 
Eisenach. Auch hier litt Martin noch manchmal Not. Um 
etwas zu seinem Unterhalt zu verdienen, mußte er mit anderen 
Schülern vor den Häusern reicher Leute singen. Weil das Luther 
immer so andächtig that, gefiel er einer frommen und wohlhabenden 
Frau, der Frau Cotta. Diese nahm ihn in ihr Haus. Da hatte 
er nun Wohnung und Nahrung und obendrein liebe Pflegeeltern. 
Nun ging das Lernen erst recht an. Luther sang sehr gern, auch 
spielte er die Laute. Das war nun eine besondere Freude für 
Frau Cotta. Zeitlebens ist er der lieben Frau dankbar geblieben. 
Als Luther 18 Jahre alt war, kam er auf die Universität 
zu Erfurt. Sein Vater wollte, er sollte ein Advokat oder Rechts¬ 
gelehrter werden. Aber Gott hatte etwas anderes mit ihm vor. 
3. Luther wir- Mönch. Luther hatte in Erfurt einen 
treuen Freund, der wurde von Mördern erstochen. Bald nachher 
fuhr ein Blitzstrahl ganz nahe an Luther vorbei und warf ihn 
auf den Boden. Beides erschreckte ihn so, daß er sich ernstlich 
entsetzte vor Gottes Zorn und dem jüngsten Gericht. In seinem 
Herzen sagte er nun gleich: „Ich gehe ins Kloster. Dort will 
ich Gott dienen, um mir die ewige Seligkeit zu erwerben!" Und 
bald war Luther Mönch im Augustiner-Kloster. Die Mönche 
im Kloster waren aber sehr strenge mit dem neuen Bruder Martin. 
Er mußte Pförtner sein, die Glocke läuten, die Kirche und die 
Klostergänge reinigen, ja, mit dem Bettelsack mußte er durch die 
Stadt gehen. In der Büchersammlung des Klosters fand er einst 
an einer Kette eine lateinische Bibel. Luther freute sich sehr und 
las eifrig dariu. Trafen ihn aber die anderen Mönche hierbei, 
dann murrten sie immer und sprachen: „Mit Fleisch-, Eier-, 
Brot- und Geldbetteln macht man sich im Kloster nützlich, nicht 
mit Studieren!" Die Bibel wurde ihm oft fortgenommen, aber 
immer und immer wieder studierte er dariu.
	        
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