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der Herrscherstab auf prächtigen Kissen lagen. Friedrich setzte
selbst sich die Krone auf und nahm darauf den Herrscherstab
in die Hand. Dann begab er sich in den Saal der Königin
und setzte ihr die Krone aus das Haupt. Hierauf gingen beide
zurück in den ersten Saal, wo sie als König und Königin zum
ersten Male begrüßt wurden. Nun begannen die Glocken zu
läuten, und man begab sich zur Schloßkirche. An der Kirch-
thüre sprach der Geistliche einen Segensspruch über das Königs-
paar. Neben dem Altar waren 2 Throne errichtet, worauf sich
König und Königin niederließen. Nach der Predigt geschah die
Salbung. Friedrich legte Krone und Herrscherstab auf den Altar,
kniete vor diesem und betete; dann salbte ihn der Geistliche an
Stirn und Handgelenk. Hierauf nahm Friedrich Krone und
Stab wieder an sich und setzte sich auf seinen Thron. Ebenso
geschah die Salbung der Königin. Gebet und Gesang beschlossen
die Feierlichkeit. Jetzt zog man unter Glockengeläute, Posaunen¬
schall und Kanonendonner ins Schloß zurück, wo ein großes
Gastmahl veranstaltet wurde. Aus einem großen freien Platz
vergnügte sich das Volk. Dort war ein ganzer Ochse am Spieß
gebraten worden, und von einem Springbrunnen sprang aus 2
Adlern, einem schwarzen und einem roten, roter und weißer
Wein. Am Abend war große Beleuchtung in der Stadt
Königsberg.
Friedrich nannte sich nun: König in Preußen, Kurfürst
von Brandenburg.
Auf ihn folgte:
X.
König Friedrich Wilhelm I. 1713—1740.
Bis zu seinem 9. Lebensjahre erzog ihn eine Französin, die Frau
von Ronconlles. Er hatte aber keine Lust zum Lernen und war
ein unbändiger Knabe; deshalb bekam er noch den Grafen Dohna
zum Lehrer. Trotzdem lernte er nicht viel. Sein größtes Ver¬
gnügen waren die Soldaten, und schon als Knabe hatte er eine
Compagnie adliger Soldaten seines Alters, mit denen er exercierte.
Als er nach des Vaters Tode König wurde, bereitete er
demselben ein prächtiges Leichenbegängnis. Gleich darnach zog
er den Soldatenrock an, stieg aufs Pferd und hielt eine große
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