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Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
Joachim II. Hektor, 1535 bis 1571.
a) Erbvertrag mit dem schlesischen Herzog Friedrich II. Zwei
Jahre nach seinem Regierungsantritte (1537) schloß Joachim mit dem Herzog
Friedrich H. von Liegnitz, Brieg und Wohlau einen Erbvertrag. Nach diesem
Vertrage sollten die schlesischen Herzogtümer beim Aussterben ihrer Herrscher
an Brandenburg fallen. Im Jahre 1675 starben die schlesischen Herzöge aus.
Damals regierte in Brandenburg der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm. Er
beanspruchte die schlesischen Herzogtümer, aber der Deutsche Kaiser zog das Land
für sich ein. Darum führte später Friedrich der Große die drei schlesischen Kriege.
b) Er tritt zur evangelischen Kirche über. Gleich nach dem Tode
seines Vaters rief Joachim seine verbannte Mutter zurück und trat (1539) zur
evangelischen Kirche über.
c) Mitbelehnung über Preußen. Albrecht Friedrich, mit dem Kur¬
fürsten Joachim II. verwandt, hatte das Herzogtum Preußen als polnisches Lehen *).
Durch große Geldgeschenke gelang es Joachim II., die Mitbelehnung über Preußen
(1569) zu erlangen. So mußte Preußen nach dem Tode Albrecht Friedrichs
oder dessen Nachkommen als Lehen an Brandenburg fallen. Albrecht Friedrich
starb 1618, und Preußen wurde als polnisches Lehen mit Brandenburg ver¬
bunden. Aber erst der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm wurde (1660) im Frie¬
den zu Oliva (bei Danzig) als unabhängiger Herzog von Preußen anerkannt.
Die beiden nächsten Kurfürsten Johann Georg (1571 bis 1598) und
Joachim Friedrich (1598 bis 1608) waren sparsame Herrscher, und so
mehrte sich der Wohlstand des Landes.
Johann Sigismund, 1608 bis 1619.
Unter seiner Regierung wurde Brandenburg um 820 Ouabratmeilen ver¬
größert. Des Kurfürsten Gemahlin war mit dem Herzog der rheinischen
Länder Jülich-Kleve-Berg verwandt. Nach dem Tode dieses Herzogs erhielt
der Kurfürst 1. das Herzogtum Kleve im Regierungsbezirk Düsseldorf (Haupt¬
stadt Kleve), 2. die Grafschaft Mark im Regierungsbezirk Arnsberg (Haupt¬
stadt Hamm), 3. die Grafschaft Ravensberg im Regierungsbezirk Minden
(Hauptstadt Bielefeld). Im Jahre 1618 starb der letzte Herzog von Preußen.
Nach dem mit Joachim II. geschlossenen Vertrage bekam Johann Sigismund
das Herzogtum Preußen als polnisches Lehen.
Georg Wilhelm, 1619 bis 1640.
Seine Regierung siel in die traurige Zeit des 30jährigen Krieges. Nach
der Gründung der evangelischen Kirche war ein Teil der Deutschen katholisch
1) Lehen ist ein geliehenes Gut (Herzogtum, Grafschaft, Bistum). Zum damaligen
Herzogtum Preußen gehörte die jetzige Provinz Ostpreußen (ohne das Ermland), der
Kreis Rosenberg und der Kreis Marienwerder rechts von der Weichsel.