Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
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wurde das erste Mal zu sechswöchentlichem Karren in Der Festung, das zweite
Mal zum Strange verdammt.
Auch sonst schützte der König die Geringen gegen die Vornehmen; es sollte
einem jeden sein Recht geschehen. In den Jahren der Teuerung ließ der
König seine Vorratskammern öffnen, um den Hungernden billiges Brot zu
spenden.
3) Der preußische Schulzwang. Friedrich Wilhelm erkannte den
großen Wert der Volksschule und that dafür sehr viel. Ju Preußen allein
wurden über 1000 Schulen gegründet. Alle Eltern wurden bei strenger Strafe
angehalten, ihre Kinder vom fünften Lebensjahre an zur Schule zu schicken.
Zum Konfirmationsunterricht wurden nur die Kinder zugelassen, die lesen und
schreiben konnten. Der eifrigste Schulinspektor war der König selbst, der
persönlich in der Dorfschule erschien.
4) Der König vergrößert sein Land. Die Regierung Friedrich Wil¬
helms ist im ganzen friedlich gewesen. Gegen seinen Willen nahm er an dem
nordischen Kriege teil. Diesen führten die Schweden gegen Polen und Ru߬
land. Im Jahre 1720 wurde Vorpommern, d. i. das Land an der Oder
und Peene, die Inseln Usedom und Wollin sowie die Stadt Stettin
von Schweden an Preußen abgetreten.
5) Verhältnis des Königs zum Kaiser. Den Kaiser unterstützte der
König in einem Kriege gegen die Franzosen. Dafür sollte er das Herzogtum
Berg (am Rhein) erhalten. Aber der Kaiser zeigte sich undankbar und hielt
nicht sein Versprechen. Da rief der König, anf den Kronprinzen zeigend, zornig
aus: „Da steht einer, der wird mich rächen."
IV. Des Königs Tod.
Im Herbste des Jahres 1739 wurde der König krank; der Winter ver¬
mehrte seine Leiden. Am 31. Mai 1740 starb er zu Potsdam mit den Worten:
„Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben."
§ 12. Kriedrich II., der Große, 1740 bis 1786.
I. Der Kronprinz Friedrich.
1) Geburt und Jugend. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 in
Berlin geboren. Sein Vater war Friedrich Wilhelm I. Anfangs wurde der
Prinz von seiner Mutter Sophie Dorothea erzogen; mit dem siebenten Lebens¬
jahre erhielt er zwei Erzieher. Der Vater wollte aus seinem Sohne einen
tüchtigen Soldaten, einen guten Christen und einen sparsamen Wirt
machen. Aber Friedrich war nicht sparsam; er las gern französische Bücher,
machte Gedichte und spielte die Flöte. Das ärgerte den König. „Fritz ist ein
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