Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
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5) Friedrichs Niederlagen. Aber Friedrich siegte nicht: jedesmal; er
hat auch drei Schlachten verloren, und zwar:
1757 bei Kolin in Böhmen (östlich von Prag),
1758 bei Hochkirch in Sachsen (nordöstlich von Dresden),
1759 bei Kunersdorf in Brandenburg (östlich von Frankfurt a. £>.).
Das Jahr 1759 war das schwerste. Der König wurde bei Kunersdorf
von den Österreichern und Russen geschlagen; er selbst kam in die größte Gefahr,
getötet oder gefangen genommen zu werden. Am Tage der Schlacht schrieb er
auf einem Stück Papier an den Minister von Finkenstein: „Retten Sie die
königliche Familie. Alles ist verloren. Ade für immer!"
6) Im Jahre 1760 besiegte zwar Friedrich die Österreicher in zwei großen
Schlachten bei Liegnitz (an der Katzbach) und bei Torgau sau der Elbe),
aber das Kriegsjahr 1761 war für ihn ein Jahr großer Not; denn die Öster¬
reicher und Nusfen schloffen ihn in feinem Lager bei Bnnzelwitz (unweit der
Stadt Schweidnitz) ein. Dort klagte einst der König feinem frommen Husaren¬
general Zielen feine Not und sprach: „Es kann nicht gehen, es wird nicht
gehen!" Zieten aber tröstete ihn mit den Worten: „Unfer alter Ver¬
bündeter dort oben verläßt uns nicht; er streitet für uns und läßt
uns nicht finken."
7) Der Friede zu Hubertusburg. In der größten Not kam plötzlich
die Rettung. In Rußland starb die Kaiserin Elisabeth; ihr Nachfolger Peter HI.
schloß mit Friedrich Frieden. Auch die Schweden und Franzosen baten um
Frieden. Und so mußte auch Maria Theresia, von ihren Bundesgenossen ver¬
lassen, in den Frieden willigen. Dieser wurde 1763 auf dem Jagdschlösse
Hubertusburg (zwischen Leipzig und Dresden) abgeschlossen. Friedrich hatte
das eroberte Schlesien gerettet. Allein und still kehrte er nach Berlin zuruck.
Er wollte den Rest feiner Tage, wie er sagte, im Frieden für sein Volk leben.
III. Friedrich als Landesvater.
Der Friede zu Hubertusburg fällt in die Mitte der Regierungszeit Friedrichs
des Großen. Die ersten drei und zwanzig Jahre feiner Regierung hatte der
König Krieg geführt und fein Land vergrößert; noch drei und zwanzig Jahre
herrschte er friedlich über fein Volk als ein weiser und strenger Hausvater.
1) Friedrichs Sorge nach dem Frieden. Durch den siebenjährigen
Krieg war Preußen verwüstet. Städte und Dörfer waren zerstört. Es fehlte
den Landlenten an Saatkorn, Vieh und Arbeitern.
Da gab Friedrich den Bauern in den verwüsteten Gegenden bares Geld,
Getreide zur Nahrung und Samen zur Bestellung der Äcker. Er ließ einige
hundert neue Dörfer anlegen, drang auf bessere Bearbeitung des Bodens, förderte
den Gartenbau, die Pflanzung von Obstbäumen und führte den Kartoffelbau ein.