Kap. 3. § 12 u. 13. Barern unt. Karl d. Großen. Ludw. d. From. Ludw. d. Deutschen. 9
Heerverfassung. Die allgemeinen fränkischen Reichsgesetze jedoch, wie sie
in den Kapitularien der Reichsversammlungen zustande kamen, waren auch
für die Baiern verbindlich.
Baiern umfaßte in dieser Periode das jetzige Altbaiern, die Oberpfalz,
Tirol, Österreich, Kärnten, Steiermark, Kram und Pannonien, soweit es die
zwischen der Enns und Mur bis zur Theiß wohnenden Avaren besessen hatten.
Doch standen diese Länder nur in losem Zusammenhange mit dem eigentlichen
Herzogtum Baiern, das immer noch vom Lech bis zur Enns und von der
Nordgrenze der heutigen Oberpfalz bis in das südliche Gebirg bei Trient
reichte. — Die Länder am Main und Rhein gehörten zu Austrasien.
Schwaben und Alamannen bildeten von nun an die fränkische Provinz Ala-
mannien.
Baiern stand unter Karl dem Großen zwischen den Jahren 788 bis 814
der es durch Grafen verwalten ließ. Der erste, der als eine Art Statt¬
halter (praefectus Bajoarise) dem Lande vorstand, hieß Gerold, Bruder
von König Karls verstorbener Gemahlin Hildegard, der in dem Kriege gegen
die Avaren von einem vergifteten Pfeil getroffen fiel (1. Sept. 799) und
zu Reichenau im Bodensee begraben liegt. Sein Nachfolger wurde Gotram;
nach dessen Tod in der Avarenschlacht bei Güns in Niederpannonien 802
der Franke Audulf bis 818. — Die den Avaren entrissene Ostmark wurde
zu Bajuwarien geschlagen 803 und es begannen zahlreiche Ansiedelungen
von Baiern daselbst.
Der zwischen der Raab, Donau und Drau befindliche Landstrich (das nachmalige Steier¬
mark) diente dem Kärntnerlande zur Mark und bekam anfangs slavisch-karantanische
Fürsten, nachher bajuwarische Grafen. Einen Teil der den Avaren entrissenen Schätze
und Besitzungen verteilte Kaiser Karl an Kirchen und Klöster, z. B. in Passau, Salzburg,
Tegernsee, Kremsmünster, St. Emmeram, Nieder-Altaich, Metten u. a. Das Kloster
Metten ist das einzige in Baiern, welches Karl der Große unmittelbar gestiftet und
ausgestattet hat. Von Passau und Salzburg aus ließ er das Christentum in jener
Ostmark verkündigen. — Die Slaven in Mähren und Böhmen wurden von
Baiern aus, die Slaven (Soraben, Sorben) an der Saale und Elbe von Thü¬
ringen und Lstfranken aus bekämpft und von Einfällen abgehalten.
Der von Karl dem Großen unternommene Bau eines Kanals (fossa
Carolina) zwischen der Altmühl und schwäbischen Rezate, der schon bis zu
einer Länge von 10,000 Fuß geführt war und eine Breite von 300 Fuß
hatte, scheiterte teils an der technischen Unkunde der Zeit, teils an der nassen
Herbstwitterung des Jahres 793. (Die neue Aufnahme und Vollendung
desselben Planes (1846), jedoch in einer anderen Linie, ist ein Werk des
Königs Ludwig I von Baiern.)
Im Jahre 798 wurde Salzburg durch den Papst Leo III zu einem Erz¬
bistum erhoben, welchem die Bistümer Neuburg, Freising, Regens¬
burg, Passau und Brixen (Seben) untergeordnet wurden, und Erzbischof
Arno, ein Freund Alcuins, bei der Krönung Karls in Rom (800) zum
päpstlichen Legaten und Vicarius ernannt.
Im Jahre 806 erhielt Kaiser Karls Sohn, Pippin, Baiern, doch ohne den
Nordgau, zu seinem Reichsteil hinzu, 810, nach Pippins Tod, nahm es der
Kaiser wieder an sich.
(13.) Uach Karls des Großen Tode standen die Baiern vom Jahre 814
bis 825 unter Ludwig dem Arommeii, welcher das Land erst Lothar gab,
dann Ludwig dem Deutschen, der aber erst 825 als König in Baiern regiert