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Bildung einer Art „Paretzer Legion" zu stände, die im Feuer exerzierte
und manövrierte, wobei sieben kleine Kanonen benützt wurden,
von denen eine mit dem Greif und der Jahreszahl 1588 bis
diesen Tag unter den Dörflern existiert. Bei einer bestimmten
Gelegenheit, — es mochte um 1840 sein, als die „Russen", wie
die Paretzer Kaiserin Charlotte, die Schwester unseres Kaisers,
und ihren Gemahl Zar Nikolaus nannten, einen ihrer Sommer¬
besuche machten, — kam es zu einem vollständigen Gefecht zwischen
der Paretzer Legion und den Zöglingen des Potsdamer Militär-
Waisenhauses, die uach Paretz hinausbesohlen und mit ihren Massen
erschienen waren. Die Legionäre nahmen ihnen in einem un¬
bewachten Augenblick die Waffen fort, bezogen unter Führung nnd
Anfeuerung des Großfürsten eine Stellung im Walde und behaup¬
teten sich im Besitz ihrer Beutestücke. Ter König folgte dem Kampfe
mit lebhaftem Interesse und meinte schließlich, die Dorslust scheine
doch derber zu machen.
2. Der junge Eolbat.
Im Winter 1839 trat das Soldatenleben in ernsterer Weise
an den Prinzen heran. Ter Unteroffizier Blndan ward fein erster
Exerziermeister, und der kleine Rekrut mußte feine Arme und
Beine tüchtig rühren. In Gesellschaft zweier Kameraden, Rudolf
vou Zastrow und Adolf von Königsmark, wurde „unser Fritz"
rechtschaffen gedrillt. Ter Prinz übte mit einem wahren Feuer¬
eifer, denn nach dem Wunsche feiner Mutter sollte er am Ge¬
burtstage feines Vaters sich diesem als ausgebildeten Rekruten
vorstellen und Meldung machen. Der Geburtstag kam, nnd die
Parade der drei kleinen Rekruten verlief nach Wunsch und endigte
damit, daß der Prinz Fritz in strammer Haltung vor den Vater
trat und exakt und fehlerlos rapportierte: „Rapport von der Pots¬
damer Thorwache. Sie ist stark: 1 Unteroffizier, 1 Spielmann
und 18 Grenadiere. Auf Wache und Posten nichts Neues!" —
Kaiser Wilhelm hat es wiederholt ausgesprochen, daß keine Re¬
krutenvorstellung ihm so nahe ans Herz gegangen fei, als die ant
22. März 1839. Und doch sollte er oft in die Lage kommen,
diesem Rekruten vom 22. März 1839 seine Zufriedenheit, ja feinen
väterlichen und königlichen Dank auszusprechen. Auch im fol¬
genden Sommer wurden die Übungen unter Leitung der Unter¬
offiziere Göring und Kubon fortgesetzt. Dieselben fanden wöchent¬
lich zweimal im Parke zu Babelsberg unter den Augen des Vaters
statt. Nichts wurde übergangen, Der Prinz mußte den Soldaten¬
dienst von der Pike auf durchmachen. Während einer solchen
Übung zog ein Unwetter heran, und es begann heftig zu regnen.
Tie Unteroffiziere gestatteten dem Prinzen abzutreten und im