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3. Maley und Malone.
A. Kopisch.
Auf einer Insel im Meere da lebten der Hirten zwei,
der eine hieß Malone, der andre hieß Maley.
Sie hatten eine Herde von Schafen beid' ererbt:
die Erbschaft hat Malonen sowie Maley'n verderbt.
Einst trieben sie zusammen; doch wie im Kriege
ging's: der wollte rechts hin treiben, der trieb dann
wieder links.
Und endlich kam's zum Teilen, da blieb zuletzt ein
Schaf; der Zank um dieses brachte sie erst um Ruh und
Schlaf!
Malone wollt' es schlachten: „Wir hau'n es dann
entzweil“ — rst soll es Wolle geben!“ behauptete
Maley.
Maley bedurfte Strümpfe: „Komm scheren wir es
heut!“ Malone meint, es wäre zum Scheren nicht die Zeit.
„So scher' ich meine Seite, scher“ du die andre
dann!“ Malone wollt's nicht leiden, doch hat's Maleh
gethan. —
Nun fiel das Schaf vom Winde in einen Felsenspalt,
man zog es vor am Morgen, da war es tot und kalt.
„Maley, das Schaf erfror da, weil du's geschoren
hast!“ „Nein,“ sprach Maley, „es stürzte, weil es der
Sturm gefaßt.
Hätt'st du es auch geschoren, so faßte Sturm es
nicht; und, faßt er's auch, — es hielt sich doch mehr im
Gleichgewicht.“ —
Sie gehen vor die Richter und klagen mit großem
Schall. „Ei,“ sagten da die Herren, „welch interessanter
Fall!“
Sie schlugen nach die Bücher, man zankte manch ein
Jahr, bis Maley wie Malone ohne Schaf' und Wolle war.