7
gesucht hatte. Er hat erfahren, daß der Herr sich nichts abringen
und abzwingen läßt weder durch die List des Kopfes, noch durch die
Stärke des Armes, auch nicht durch Sorgen und Grämen, sondern
durch Stillesein und Hoffen, wie geschrieben steht Jesaias 30, 15:
»Durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein.«
Jakob ist ein frommer Mann. Er baute dem Herrn einen Altar
und »rief an den Namen des starken Gottes Israels« (1 Mos. 33, 20).
Freilich war er das nicht gleich. Als Jakob zog er aus, als Israel
— als ein innerlich neuer Mensch — kam er zurück. Die Fehltritte
und Sünden der Jugend hat er bitter bereut, und die Heimsuchungen
des Herrn haben in ihm den Glauben seiner Väter geweckt und ihn
zum frommen Manne herangezogen. Seine letzten Lebenstage bezeugen
das. Im Glauben blickt er auf die ihm gewordene Verheißung
(1 Mos. 28, 14), durch welche ihn der Herr, sein Gott, über alle
Menschen erhoben hat. In diesem Glauben steht er vor Pharao als
der segnende Prophet Gottes, der nicht mehr nach irdischer Hoheit
fragt und sich vor keiner irdischen Macht beugt, sondern der da weiß,
daß er von Gott zu einem Segen für alle Völker auf Erden ge¬
setzt ist.
Von Pharao befragt, nennt er sein Leben eine »Wallfahrt«
(1 Mos. 47, 9); und zwar nicht bloß darum, weil er lange Zeit in
der Fremde umherpilgern mußte, sondern weil ihm das ganze irdische
Dasein im Verhältnis zur Ewigkeit als eine Pilgerfahrt erscheint
(Ebräer 11, 13—16). Als »wenig und böse« bezeichnet er die
Zeit seines Lebens; als »wenig«: indem Abraham 175 und Isaak
180 Jahre alt wurden; Jakob dagegen diese Zahl der Lebensjahre
nicht erreichte; als »böse« d. h. leidensvoll: weil er der Leiden
und Prüfungen gar viele zu erdulden hatte. Seine Heimat sucht
Jakob bei seinen ihm vorausgegangenen Vätern, und aus seinem
Segenswort (1 Mos. 48, 15) ersehen wir, wie er fromm und gott¬
ergeben, ruhig und still, wie er gelebt, stirbt. Jakobs Ende ist das
Ende eines Gerechten. Sein letztes Werk ist das Segnen seiner Kinder,
wobei ihm durch Gottes Gnade sein inneres Glaubensauge aufgethan
wird, so daß er den »Held« schaut, dem die «Völker anhangen werden«.
Beweint und beklagt von den ©einigen, wird ihm ein fürstliches Be¬
gräbnis, und sein letzter Wille wird treu und sorgsam von denselben
erfüllt. Das ist das Ende eines Gerechten!
Überblicken wir die Lebensschicksale Jakobs noch etwas genauer.