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äußere Körperbildung (Kap. 16, 12), ein empfänglicher Sinn für alles
Edle, und reiche Geistesanlagen zeichneten den Jüngling vor andern
seinesgleichen aus. Auch unter seinen Brüdern war er der begabteste
und übertraf dieselben durch sein bescheidenes Wesen, sowie durch seine
Frömmigkeit, die in dem einfachen Naturleben" als Hirte und in dem
Suchen nach seinem Gott sich bei ihm herausgebildet hatte. Samuel,
der letzte Richter, wurde von Gott selbst zu Jsai gesandt und auf
^avid hingewiesen als auf den, welchen der Herr zum künftigen König
von Israel erwählt hatte, worauf Samuel den David salbte. Noch
mußte diese Salbung geheim gehalten werden, um den noch lebenden
und jähzornigen Saul nicht zu reizen, da ja sonst das Schlimmste
zu befürchten stand (Kap. 16, 2), indem derselbe bereits vom »bösen
Geist« besessen war. Als geschickter Harfenspieler bekannt, wurde
David an Sauls Hof gezogen, und sein freundliches, bescheidenes und
demütiges Wesen samt seiner Kunst im Saitenspiel gewannen ihm die
Herzen der Diener Sauls, sowie das Herz Sauls selbst. Doch schwere
Tage warteten hier seiner, und sein Leben schwebte mehr wie einmal
in Gefahr.
Noch mehr in das öffentliche Leben trat David durch den Kampf
mit dem Niesen Goliath. Dieser Kampf erscheint um so großartiger,
als er von David ohne alle äußere Aufforderung und nur durch den
innern Trieb des eigenen auf Gottverlrauen gegründeten Mutes unter¬
nommen wird, um den Gott Israels an den Heiden zu rächen. Aber
nicht als wohlbewaffneter und geübter Kiegsmann erschien David auf
dem Kampfplatze, sondern als ein schlichter Hirtenknabe, der bisher
auf Bethlehems Fluren die Schafe feines Vaters gehütet hat. Und
als solcher will er auch kämpfen. Seine Waffe war die Schleuder,
und mit derselben bezwang er den Goliath. Diese That Davids war
eine so wunderbare und außerordentliche, daß ganz Israel erkennen
mußte, mit dem Sieger sei Gott. Neuer Mut und neues Gottver¬
trauen kam in die Herzen des verzagten Volkes, und die Philister
wurden geschlagen. Auch Saul kann sich dieses Eindrucks nicht er¬
wehren, und es dämmerte in ihm, wenn auch erst nur leise und schwach
der Argwohn auf, David kann ihm und seinem Hause gefährlich werden.
Dieser Argwohn wird bestärkt durch das Siegeslied, welches das dank¬
bare Volk seinem Helden sang (Kap. 18, 7).
Nur einer aus Sauls Familie freute sich über die Heldenthat Davids.
Das war Jonathan, Sauls heldenmütiger Sohn und an edler Ge-