Full text: Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten (Bd. 1)

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Haus bauen lassen und weilte in ihm, wie in dem nahen Grimnitz, 
oft längere Zeit, um dem edlen Weidwerke obzuliegen. Die Wahl 
gerade dieses Ortes sand Billigung, aber auch Tadel. Der eine rühmte 
seine Stille und Abgeschiedenheit, welche der beschaulichen Betrachtung 
des Geistes nur günstig sei und den Eiser in den Studien befördere, 
lobte die frische, freie Luft, die klaren Quellen, die grünen Matten 
und schattigen Wälder als Dinge, welche sür die Gesundheit der Zög¬ 
linge den wohlthätigsten Einfluß haben müßten. Ein anderer wieder 
nannte das Klima wegen der vielen umliegenden Sümpfe sür Lehrer 
und Schüler höchst ungesund; sogar giftige Schlangen wären da, 
welche Angabe nicht unwahrscheinlich klingt. Dem sei aber, wie ihm 
wolle, Joachim Friedrich hatte nun einmal diesen Ort, vielleicht im 
Hinblicke auf das in stiller Abgeschiedenheit liegende Psorta, für feine 
Schöpfung auserkoren. Während die bisherigen Ratgeber in dieser 
Sache nun auch für tüchtige Lehrer sorgten, ließ er, unter eigener 
persönlicher Anteilnahme, die Stiftungsurkunde entwerfen. Sie kann 
als ein beredtes Zeugnis seiner landesväterlichen Fürsorge gelten. Er 
unterschrieb sie am 24. August 1607 (a. St.), am Tage des heiligen 
Bartholomäus, auf dem Jagdschlösse Grimnitz. Unterzeichnet ist sie 
auch von dem Kurprinzen Johann Sigismund. 
Der Kurfürst wolle die Schule gründen, heißt es in der Ur¬ 
kunde, damit die Kinder seiner Unterthanen in rechter, unverfälschter 
Lehre erzogen würden und einen guten Grund zu ihrer Gelehrsamkeit 
legten, um hernach mit Erfolg ihre Studien auf der Universität 
Frankfurt fortsetzen zu können; so würden sie dereinst für das Predigt¬ 
amt und sonstige andere Dienste geschickte und nützliche Personen ab¬ 
geben. „Alldieweil aber bisher ein bequemer Ort dazu gemangelt, 
und wir gefunden, daß in unserem neu erbauten Städtlein Joachims¬ 
thal zu einer solchen fürstlichen Schule gute Gelegenheit vorhanden, 
so haben wir hiermit im Namen Gottes beschlossen, solchen Ort dazu 
einzurichten und zu gebrauchen." Er überwies der Schule das Haus 
in Joachimsthal, welches er sür sich selbst erbaut hatte, ebenso die 
Kirche, dann die Gebäude, die vordem als Glashütte gebraucht worden, 
auch andere Häuser, soweit sie schon vorhanden waren oder für die 
Schulz noch errichtet werden sollten, dazu den neu angelegten Garten 
und die Fischerei in den Gräben. Zu einer Bibliothek schenkte er 
gleich einen Stamm von Büchern und bestimmte sür den Ankauf 
neuer eine jährliche Summe von 15 Thalern, oder für jede Leipziger 
Messe 5 Thaler. 
Weil aber, wie die Urkunde sagt, die Schule ohne gewisse jährliche 
Gefälle nicht zu erhalten wäre, wurden ihr reichliche Einnahmen zuge¬ 
wiesen. So die sechsprozentigen Zinsen eines Kapitals von 40000 
Thalern zur Besoldung des Lehrperfonals, aus der Papiermühle zu 
Zehdenick jährlich 300 Thaler nebst drei Ballen Schreibpapier, „so 
unter die armen Knaben auszuteilen," ansehnliche Naturalien aus 
dem Amte Gramzow (je 100 Mispel Roggen und Gerste, 25 Mispel 
Hopfen, je 3 Mispel Erbsen und Buchweizen, 400 Hammel, 1 Schock 
fette Schweine rc.), freie Mast für 3 Schock Schweine in den umliegenden
	        
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