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mit dieser deutschen Bestie zu thun haben: denn sie hat tiefe Augen nnd
wunderbare Spekulationen im Kopf." Und Luther schrieb in einem Brief nach
Wittenberg: „Der Kardinal ist ein schlechter Theologe oder Christ nnd geist¬
liche Dinge zu richten so geschickt wie ein Esel zum Lautenschlagen."
Jndesfen mehrte sich in Augsburg das Gerücht, der Kardinal wolle den
hartnäckigen Mönch gefangen nehmen und ihn gefesselt nach Rom führen.
Da drangen feine Freunde in ihn, er solle möglichst schnell die Stadt ver¬
lassen. Luther schrieb noch rasch einen Abschiedsbrief an Cajetan und ließ von
einem Rechtsgelehrten eine Berufung von dem übel berichteten Papst an den
besser zu berichtenden Papst aussetzen, die an die Kirchthüre angeschlagen werden
sollte. Dann wurde ihm am frühen Morgen ein Pförtlein in dec Stadtmauer
geöffnet, ein Pferd für ihn und ein berittener Knecht stand bereit, und so
ritt denn Bruder Martinus in seiner Kutte ohne Stiesel und Sporn acht
Meilen weit nach Nürnberg zu. Steif vom Reiten und zum Tode erschöpft fiel
er des Abends in die Streu. Nach 12 Tagen, gerade am 31. Oktober 1518,
erreichte er Wittenberg.
16. Luther vor Miltitz in Altenburg
Am liebsten wäre Rom jetzt mit dem Bannstrahl dreingefahren, aber
man wollte aus guten Gründen den Kurfürsten nicht verletzen, und dieser war¬
fest entschlossen, seinen Professor nicht ungehört und unwiderlegt verdammen
zu lassen. Da versuchte Rom einen anderen Weg, um den Kurfürsten zu be¬
wegen, seine schützende Hand von Luther abzuziehen. Der Papst beauftragte
nämlich seinen Kammerherren, den sächsischen Edelmann Karl von Miltitz, dem
Kurfürsten die geweihte goldene Rose*) zu überreichen und ihn durch diese hohe
Auszeichnung willfährig zu machen; zugleich solle Miltitz noch einmal mit
Luther verhandeln. In dem Begleitbrief schrieb der Papst, sein „lieber Sohn",
der Kurfürst, solle von dem göttlichen Duft der Blume fein Herz durchdringen
lassen und dann des Miltitz Verfahren gegen den „Sohn des Verderbens", der
in seinem Lande Ketzerei predige, mit seiner Gunst und Macht unterstützen.
Miltitz ließ die Rose vorsichtig in Augsburg bei den Fuggern zurück,
besuchte den.Kurfürsten nnd berief dann mit feiner Erlaubnis Luther nach
Altenburg.
*) Die goldene Rose bedeutete (nach Jes. 11, 1 und 53, 2) Jesum Christum; sie wurde
alliährlich am Sonntag Latäre vom Papst geweiht und dann einem vornehmen Christen als
Anerkennung semes Eifers für Religion und Kirche zugeschickt, etwa wie heute ein boher
Orden.