Full text: Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten (Bd. 1)

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ein bestimmter Bezirk angewiesen, aus dem sie ihren Sold bezogen. 
Dieser ward durch eine Kriegssteuer oder Kontribution der bezüglichen 
Landschaft auferlegt und mit allen Mitteln eingetrieben. Als Wallen¬ 
stein Herzog von Mecklenburg geworden war, mußte sogar ein Teil 
der in diesem Lande stehenden Truppen von der Mark aus erhalten 
werden, weil er die eigenen Unterthanen schonen wollte. So wurde 
unser Land damals unbarmherzig ausgeplündert, und das frühere Glück 
verwandelte sich in die bitterste Armut. Der Viehstaud ging fast 
vollständig zu Grunde. Von 1625 bis 1630 hat die Neumark 
in barem Gelde 1 189 687 Thaler bezahlt. Das einzige Dorf Rohrbeck 
gab 1915 Thaler, der Besitzer des Rittergutes für sich allein noch 2213 
Thaler. Außer dem baren Gelde mußte dieses Dorf noch aufbringen: 
115 Mispel Korn, 25 Tonnen Bier, 3025 Pfund Fleisch, ferner 
5 Ochsen, 3 Hammel, 23 Schafe, 175 Hühner, 108 Gänse, 15 Schock 
Eier, 12 Schock Stroh und 1363 Pfund Werg. Die Summe, welche 
Wallenstein aus dem Lande gezogen, wird auf 20 Millionen Gold¬ 
gulden oder ungefähr 18 Millionen Thaler berechnet. So wurde 
es ihm leichter, wie er sich dessen gerühmt, 60000 Mann auf die Beine 
zu bringen und zu erhalten, als 10000. 
Georg Wilhelm legte fortan nach Wallensteins Beispiel ebenfalls 
Kriegssteuern seinem Lande auf, ohne noch erst die Stände zu fragen. 
Unsere Grundsteuer stammt aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges. 
Auf Schwarzenbergs Anraten wurden im Jahre 1627 in jedem Kreise 
kurfürstliche Kommissare ernannt, die für Einquartierung der Sol¬ 
daten, Verteilung der Lasten und Abgaben, vornehmlich der Kriegs¬ 
steuern, für Herbeischaffung des Vorspannes, der Lebensmittel u. dgl. 
zu sorgen hatten. Diese Einrichtung bewährte sich sehr gut und 
wurde beibehalten; aus ihr ist das Institut der Landräte hervor¬ 
gegangen. 
Georg Wilhelm war in seinem eigenen Lande nicht mehr Herr, 
nur die Festungen waren ihm geblieben. Die kaiserlichen Offiziere 
meinten höhnisch: „Wir haben ja das ganze Land inne, was fragen 
wir nach den paar Plätzen!" Um das Jahr 1628 stand es für den 
Kurfürsten aber besonders schlecht. In Wien mißtraute man ihm 
wegen seiner Verwandtschaft mit Friedrich von der Pfalz und Gustav 
Adolf; die neuen Erwerbungen, Preußen und die Jülichfche Erbschaft, 
gönnte man dem Hause Brandenburg nicht, das in den Reihen der 
Protestanten zum gefährlichen Gegner werden konnte. Über die 
Verwendung Georg Wilhelms für die Herzöge von Mecklenburg fuhr 
Wallenstein damals hart auf: „Will der Herr Kurfürst von Branden¬ 
burg noch für andere reden? Er soll froh sein, wenn er sein eigenes 
Land behält!" 
Es ging damals wirklich das Gerücht, als sollte Georg Wilhelm 
um seine Herrschaft gebracht werden. In Berlin war man nicht ohne 
Sorge und beschloß, den gewandten Schwarzenberg nach Wien zu 
senden, um den Kaiser zu beschwichtigen und um Erleichterung der 
Kriegslasten zu bitten. Ehe er aber die Reise an den Kaiserhof an- 
trat, ging der Minister zuerst nach Frankfurt ct. O. zu Wallenstein, 
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