Full text: Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts (Bd. 1)

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X>ohartrt (Hanv Dort (Süftrin) bestimmt. 33etbert Tonnen ab et*, 
welche der neuen Lehre anhingen, hatte er am Sterbebette das 
unnatürliche Versprechen abgenommen, mit ihren Säubert der 
katholischen Kirche treu zu bleiben. Beide aber hielten sich 
durch dieses Versprechen umsoweniger gebunden, als ihre Lanbe 
evangelisch gesinnt waren unb auch ein Teil ber hohen Geist¬ 
lichkeit, so ber Bischof von Branbenburg unb der Propst Buch- 
holzer von Berlin, nur auf den Moment warteten, wo sie offen 
zum Luthertum übertreten dursten. Zuerst ging der energische 
Johann von Küstrin vor und führte die Reformation in der 
Neumark ein; Joachim II. zögerte bis zum Jahre 1539, da 
nahm auch er mit feiner Familie am Tage Allerheiligen (1. No¬ 
vember) bas Abendmahl in beiderlei Gestalt und trat damit 
feierlich zur evangelischen Kirche über. Der Hergang war fol¬ 
gender: „In der Frühe des Tages begab sich Joachim mit 
seiner Familie und zahlreichem Gefolge nach Spandau, wohin 
auch viel Volk aus Berlin-Cöln und den umliegenden Städten 
und Dörfern zusammengeströmt war. Als die Glocken der 
Nikolaikirche zn der feierlichen und für das ganze Land so be¬ 
deutungsvollen Feier einluden, versammelte sich das Volk auf 
bem Kirchhofe, während der Kurfürst in einem nahegelegenen 
Hause verweilte. Daraus erschien die verwittwete Kurfürstin 
Elisabeth, welche nach vielen Leiden endlich die ersehnte Stunde 
der Heimkehr hatte kommen sehen, und die Gemahlin des Kur¬ 
fürsten, Hedwig, ein polnische Prinzessin. Joachim in einem 
Mantel von rotem Scharlach, den Kurhut auf dem Haupte, 
gefolgt von dem Erbmarschall, welcher das Kurschwert trug, 
ging den beiden Frauen entgegen unb nahm bie Mutter an bie 
rechte, bie Gemahlin an bie linke Hanb; neben bieser gingen 
bie Kinder. Das Gefolge schloß sich an, und so bewegte ber 
3ug sich in bie Nikolaikirche. Vor bem Altare nahm ber Kur¬ 
fürst auf einem mit Golbtuch beschlagenen Sessel Platz. Dar¬ 
auf ertönte zum ersten Malen in biegen altehrwürbigen Räu¬ 
men Luthers gewaltiges Lieb „Eine feste Burg ist unser Gott"; 
Buchholzer bestieg bie Kanzel und hielt die Festrede, worauf 
dieser Teil des Gottesdienstes mit dem Liede „Ans tiefer Not
	        
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