— 139 —
gegen Karl die größte Gefahr. Auch widerstrebte es seinem
Gefühl als Kurfürsten des Reiches, gegen das Oberhaupt des¬
selben die Waffen zu ergreifen. Er riet daher dem Landgrafen
ernstlich von dem Unternehmen ab, bot sich aber als Vermittler
an. Philipp, der von hitziger Gemütsart war. unterdrückte mit
Mühe seinen Unwillen und ritt gleich nach Mittag nach Wit¬
tenberg, um dem Kurfürsten von Sachsen den Mißerfolg dieser
Unterredung zu melden. So gab Joachim die schöne Aufgabe
von der Hand, den bedrängten evangelischen Glauben zu
retten.
Der Religionskrieg begann dennoch 1547. Den zaudern¬
den schmalkaldischen Bundesgenossen gegenüber siegte die Energie
des Kaisers und das Feldherrntalent seines spanischen Feldherrn,
des Herzogs Alba. Bei Mühlberg schlug er sie und nahm den
Kurfürsten von Sachsen gefangen, entzog ihm sein Kurfürsten¬
tum und gab es Moritz, dem Herzog von Sachsen, welcher,
obgleich Protestant und ein Vetter Johann Friedrichs, ihm
Hülfe geleistet hatte; brachte auch den Landgrafen in feine Ge¬
walt und gab in Augsburg das sogenannte Interim, eine vor¬
läufige Verordnung, in welchem er, bis die Angelegenheit auf
einer allgemeinen Kirchenversammlung gänzlich geordnet sei,
den Protestanten nur den Kelch im Abendmahl und ihren Prie¬
stern die Ehe zugestand. Nach der Schlacht bei Mühlberg
hatte Joachim sich als Vermittler sehr thätig gezeigt. Er
schrieb sich das Verdienst zu, daß Karl das Todesurteil, wel¬
ches er über Johann Friedrich ausgesprochen hatte, nicht voll¬
ziehen ließ. Seiner Vermittlung war es ferner zuzuschreiben,
daß sich der Landgras zu Halle dem Kaiser durch einen Fu߬
fall unterwarf, freilich, wie er fest überzeugt war, nachdem
dieser ihm Gnade zugesagt hatte. Als aber das Gegenteil ein¬
trat, als Karl den Landgrasen dennoch verhaften ließ und ihn
zu „einiger" Gefangenfchaft begnadigte, da wallte Joachim in
so heftigem Zorne auf, daß er auf den Herzog Alba, dem er
diese gehäfsige Maßregel zuschrieb, mit dem blanken Schwerte
losging. Er hätte ihn durchbohrt, wäre ihm nicht der Mar¬
schall Adam von Trotha in den Arm gefallen. Dennoch