Full text: Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts (Bd. 1)

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gegen Karl die größte Gefahr. Auch widerstrebte es seinem 
Gefühl als Kurfürsten des Reiches, gegen das Oberhaupt des¬ 
selben die Waffen zu ergreifen. Er riet daher dem Landgrafen 
ernstlich von dem Unternehmen ab, bot sich aber als Vermittler 
an. Philipp, der von hitziger Gemütsart war. unterdrückte mit 
Mühe seinen Unwillen und ritt gleich nach Mittag nach Wit¬ 
tenberg, um dem Kurfürsten von Sachsen den Mißerfolg dieser 
Unterredung zu melden. So gab Joachim die schöne Aufgabe 
von der Hand, den bedrängten evangelischen Glauben zu 
retten. 
Der Religionskrieg begann dennoch 1547. Den zaudern¬ 
den schmalkaldischen Bundesgenossen gegenüber siegte die Energie 
des Kaisers und das Feldherrntalent seines spanischen Feldherrn, 
des Herzogs Alba. Bei Mühlberg schlug er sie und nahm den 
Kurfürsten von Sachsen gefangen, entzog ihm sein Kurfürsten¬ 
tum und gab es Moritz, dem Herzog von Sachsen, welcher, 
obgleich Protestant und ein Vetter Johann Friedrichs, ihm 
Hülfe geleistet hatte; brachte auch den Landgrafen in feine Ge¬ 
walt und gab in Augsburg das sogenannte Interim, eine vor¬ 
läufige Verordnung, in welchem er, bis die Angelegenheit auf 
einer allgemeinen Kirchenversammlung gänzlich geordnet sei, 
den Protestanten nur den Kelch im Abendmahl und ihren Prie¬ 
stern die Ehe zugestand. Nach der Schlacht bei Mühlberg 
hatte Joachim sich als Vermittler sehr thätig gezeigt. Er 
schrieb sich das Verdienst zu, daß Karl das Todesurteil, wel¬ 
ches er über Johann Friedrich ausgesprochen hatte, nicht voll¬ 
ziehen ließ. Seiner Vermittlung war es ferner zuzuschreiben, 
daß sich der Landgras zu Halle dem Kaiser durch einen Fu߬ 
fall unterwarf, freilich, wie er fest überzeugt war, nachdem 
dieser ihm Gnade zugesagt hatte. Als aber das Gegenteil ein¬ 
trat, als Karl den Landgrasen dennoch verhaften ließ und ihn 
zu „einiger" Gefangenfchaft begnadigte, da wallte Joachim in 
so heftigem Zorne auf, daß er auf den Herzog Alba, dem er 
diese gehäfsige Maßregel zuschrieb, mit dem blanken Schwerte 
losging. Er hätte ihn durchbohrt, wäre ihm nicht der Mar¬ 
schall Adam von Trotha in den Arm gefallen. Dennoch
	        
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