§ 76. Friedrichs II. Jugendjahre. 129
druck. Darum war es ein Glück, daß der nachfolgende König
einen sparsameren Sinn hatte.
Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). Zunächst wurde 1713
jeder Luxus aus dem privaten und öffentlichen Leben verbannt und bis
mußte einer durchaus bürgerlichen Lebensweise Platz machen. Selbst 1740
die Ausgaben für Kunst und Wissenschaft wurden beseitigt. An
die Stelle der kunstsinnigen Freigebigkeit Friedrichs und Charlottens
trat nüchterne Sparsamkeit. Interessen und Ziele Friedrich Wilhelms
waren andere. Seine einzige Erholung von den Regieruugsgeschästeu
waren die Abende im Tabakskollegium. Hinsichtlich der Re¬
gierung betrachtete er sich, wie sein großer Nachfolger, als den
ersten Diener des Staates. Das Wohl seiner Unterthanen war sein
höchstes Ziel. Bürger und Bauern wurden von den schwersten
Stenern entlastet, die übermütigen Stände verloren ihre Vorrechte.
Die Herrschaft des Königs war unumschränkt: er wollte die
Souverainete wie einen rocher cle bronce ausrichten. Oft ging
er sogar in seiner landesväterlichen Fürsorge recht rücksichtslos
vor: nachdem z. B. das Verbot der Einfuhr fremder Waren er¬
lassen war, strafte er die Frauen, welche ausländische Stoffe trugen.
Das Heer wurde durch diesen König bedeutend vergrößert
(Leopold von Dessau) und vortrefflich geschult (die Pots¬
damer Garde). Auch der Staatsschatz nahm trotz großer Aus¬
gaben zn, so daß der König bei seinem Tode acht Millionen Thaler
Hinterließ. Die Ausdehnung des Staates wuchs durch den Erwerb
des westlichen Vorpommerns mit Stettin.
Anmerkung. Wie unter dem großen Kurfürsten die franzö¬
sischen Protestanten, so fanden unter Friedrich Wilhelm I. die durch
einen unduldsamen Erzbischof aus ihrer Heimat vertriebenen
Salzburger gastliche Aufnahme in Preußen. —
Ariedrich II., der Große (1740—1786).
§ 76. Friedrichs II. Jugendjahre.
Friedrich Wilhelm I. hinterließ den wohlgeordneten Staat
einem Sohne, welcher das Größte zu leisten berufen war. 1712 1712
geboren, hat der Kronprinz eine harte und wechselvolle Jugend
gehabt, welche besonders durch den scharsen Gegensatz seiner Neigungen
zu denen des Vaters veranlaßt war.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. II. q