Full text: Mittlere und neuere Geschichte (Teil 2)

§ 99. Die wichtigsten Ereignisse in den außerdeutschen Staaten. 181 
Kriege von 1866 zu teil, Rom aber, in welchem der Papst noch 
1867 durch Napoleon III. verteidigt worden war, wurde während 
des deutsch-französischen Krieges von der italienischen Regierung 
besetzt und dem vereinigten Königreiche einverleibt. So endete die 
weltliche Herrschaft des Papstes, der sog. Kirchenstaat, nach 
mehr als tausendjährigem Bestände. 
H. Auch in Amerika haben sich in unserem Jahrhundert die 
Verhältnisse wesentlich geändert. In den Vereinigten Staaten 
von Nordamerika führte die Frage der Abschaffung der 
Sklaverei eineu Abfall der südlichen Staaten von der Union 
herbei. Die Südstaaten (Sezessionisten, Kouföderierte) weigerten sich, 
in die Freilassung der Sklaven, welche von der nördlichen, vor¬ 
zugsweis germanischen Bevölkerung verlangt wurde, zu willigem In 
dem darauf folgenden Bürgerkriege behielten, nach anfänglichen 
Mißerfolgen, die Nordstaaten uuter der Leitung des vortrefflichen 
Bundesprüsidenten Lincoln und des Generals Grant die Ober¬ 
hand. Wenn auch im Jahre 1865 der wiedergewählte Lincoln er- 1865 
mordet wurde, so ist doch seitdem sein Werk, die thatsächliche 
Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten, un¬ 
angetastet geblieben. Im Jahre 1870 wurde den Negern auch das 1870 
Stimmrecht verliehen. In wirtschaftlicher Beziehung nahmen 
die Vereinigten Staaten einen ungeheuren Aufschwung, und auch 
das geistige Leben entwickelt sich mehr und mehr. Wie das unter¬ 
seeische Kabel (vgl. § 98) Amerika und Europa verbindet, so hat 
die Paeifie-Eiseubahu den fernen Westen mit dem Innern und dem 
Osten verbunden. 
In Zentral- und Südamerika haben sich die spanischen 
Kolonien zu verschiedenen Zeiten, bald einzeln bald mehrere ver¬ 
einigt, gegen das Mutterland erhoben und sind zu selbständigen 
Staaten geworben. Mexiko wurde 1821 durch Jturbibe von spa- 1822 
nischer Herrschaft befreit. Zunächst Kaisertum, ist es alsbald Republik 
geworben unb, trotz ber vorübergehenden Erhebung bes unglücklichen 
Erzherzogs Maximilian von Österreichs zum Kaiser (vgl. oben S. 177), 
auch geblieben. Das portugiesische Brasilien trennte sich 1822 von 
Portugal und bildet seitdem ein selbständiges Kaisertum unter dem 
Hause Braganza (gegenwärtiger Kaiser der gelehrte Pedro II.). Aber 
die süd- und mittelamerikanischen Staaten sind noch fern von einem 
gesunden und stetigen Zustande, vielmehr von beständigen blutigen 
Parteikämpfen und auch gegenseitigen Anfeindungen heimgesucht.
	        
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