Full text: Die mittlere Zeit (2)

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ihm ab und schritten zu seiner Entsetzung, da er wichtige Rechte 
des Reichs preisgegeben hatte. 
c. Ruprecht von der Pfalz (1400—1410). 
§. 174. An Wenzels Stelle wurde der Kurfürst Ruprecht Ruprecht 
von der Pfalz zum König erwählt. Es fehlte demselben nicht uoo-mo. 
an trefflichen Eigenschaften und einer hohen Auffassung seiner 
Stellung; aber eben deswegen lockte auch ihn der Glanz der 
italischen Herrschaft wieder über die Alpen. Doch glückte es 
ihm nicht einmal, das Herzogtum Mailand, welches sein Vor¬ 
gänger verkauft hatte, zurückzugewinnen. In Deutschland aber 
beschränkten die Fürsten durch ein Bündnis die kaiserliche Macht 
immer mehr. Aussichtslos war Ruprechts Kampf; der Tod be¬ 
freite ihn 1410 von der undankbaren Aufgabe, dieselben Fürsten, 
welche ihn zum König erhoben hatten, bekriegen zu müssen. 
d. Sigismund (1410—1437). 
§. 175. Aus einer zwiespältigen Wahl ging als Sieger Sigismund 
der Bruder Wenzels, König S i g i s m u n d von Ungarn, *) hervor. 1410-1437. 
Die Doppelkrone, die er trug, machte ihm eine besondere Für¬ 
sorge für Deutschland unmöglich. Die Türkenkriege, welche un¬ 
aufhörlich an den Grenzen Ungarns tobten, sowie die kirchliche 
Zerrüttung des Abendlandes beschäftigten vorzugsweise seine 
Aufmerksamkeit. — Die Übersiedlung der Päpste nach Avignon 
(1308) sowie die daraus folgende Abhängigkett des kirchlichen 
Oberhauptes vom französischen Könige hatte tiefe Mißstimmung 
hervorgerufen. Am Ende der sog. babylonischen Gefangenschaft 
der Kirche (1308—78) war zwar der Papst selbst wieder nach 
Rom zurückgekehrt, aber ein Teil der französisch gesinnten Kar- w 
dinäle verblieb in Avignon und wählte beim Tode des Papstes Kirchen- 
einen Nachfolger, trotzdem auch die römischen Kardinäle bereits spaliung 
eine Neuwahl vorgenommen hatten. So trat denn eine Kirchen- 1378—1416. 
*) Freytag: Bilder II. S. 349. Sigismund war gewaltthätig ohne 
Tapferkeit, hochfahrend ohne Selbstgefühl, intrigant ohne Energie, der ge¬ 
wissenloseste und dabei der launenhafteste aller Menschen; von großer 
geistiger Rührigkeit und Thatenlust, ohne Willens- und Arbeitskraft, brachte 
er in Unheil, was er anfaßte, und machte sein Leben zu einer Reihe von 
Verbrechen, Enttäuschungen, Demütigungen und unverhofften Erfolgen, 
welche zuweilen schimpflicher waren als seine Niederlagen.
	        
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