— 100 —
durch freiwillige Gaben aufgebracht. Eheleute und Ver¬
lobte tauschten ihre goldneu Ringe für eiserne ein mit
der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen", eine schlesische
Jungfrau verkaufte sogar, weil sie nichts anderes zu geben
hatte, ihr schönes Haupthaar und brachte die erlöste Summe
dem Vaterlande dar. Die Begeisterung war so groß,
daß Preußen statt 80,000 Mann, zu deren Stellung es
sich Rußland gegenüber verpflichtet hatte, 271,000 Mann
ins Feld stellte, so daß von je 17 Einwohnern einer im
Felde stand.
2. Der Krieg in Deutschland. — Zunächst war
Napoleon im Vorteil. Er hatte, während der König
Friedrich August von Sachsen noch unschlüssig war, ob
er dem preußisch-russischen Bündnisse beitreten sollte, mit
einer großen Armee Sachsen besetzt, durch den Sieg bet
Großgörschen Sachsen von neuem zum Bunde
gezwungen und die Verbündeten durch den Sieg bei
Bautzen nach Schlesien zurückgedrängt. Darnach hatte
er selbst einen Waffenstillstand angeboten, um unterdes
seine Rüstungen zu vollenden. Während desselben traten
auch Österreich und Schweden den Verbündeten bei,
so daß dieselben gegen Napoleons 440,000 Mann ein Heer
von 480,000 Mann aufstellen konnten, welches in 3 Armeen
zu Felde zog. Die böhmische Armee unter dem
Österreicher Fürst Schwarzenberg war die stärkste, die
Nordarmee unter dem Kronprinzen von Schweden
Bernadotte, einem ehemaligen Marschall Napoleons, und
dem Preußen Bülow sollte Berlin decken, die schlesische
unter Blücher, Gneiseuau und Iork sollte die Franzosen
aus Schlesien treiben. Schon damals aber waren die
Ebenen von Leipzig zur Entscheiduugsschlacht bestimmt.
Zunächst wurde der Vorstoß des Marschalls Oudinot gegen
Berlindnrch Bülows Sieg bei G roßb eeren (August 1813)
zurückgewiesen, dannsiegte Blücher, der Marschall „Vorwärts ,