II. Aus der deutschen Geschichte.
a. Aus -er älteren Zeit uud dem Mittelalter.
42. Armiuius. 9 u. Chr.
Als Kaiser Augustus Alleinherrscher des unermeßlichen römi¬
schen Reiches geworden war, wollte er auch Germanien (Deutsch¬
land) erobern. Sein tapferer Stiefsohn Drusus überschritt den
Rhein und unterwarf in mehreren Feldzügen alle Stämme bis
zur Elbe. Als er auch diese überschreiten wollte, trat ihm eine
deutsche Seherin von übermenschlicher Gestalt entgegen und warnte
ihn vor weiterem Vordringen. Erschreckt kehrte Drusus um und
starb auf dem Rückwege infolge eines Sturzes mit dem Pferde.
Auch nach dem Tode des Drusus wurden die Unternehmungen
gegen Deutschland fortgesetzt, und der Statthalter Varns betrach¬
tete bereits das Land zwischen Rhein und Elbe ganz als römische
Provinz. Er erhob daseldst drückende Abgaben und führte römi¬
sches Recht und römische Sprache ein. Das empörte die Deutschen,
besonders den tapferen Arminius, einen Jüngling aus dem Adel
der Cherusker. Er hatte im römischen Heere mit Auszeichnung
gedient und dabei römische Kriegskunst und Kriegslist kennen ge¬
lernt. Jetzt entwarf er den Plan zur Befreiung Deutschlands.
Ein fernab wohnender Stamm lehnte sich gegen den Statthalter
auf. Trotz der Warnungen des treulosen Segest, dessen Tochter-
Thusnelda Arminius geraubt hatte, brach Varus sogleich mit
drei Legionen auf, um den Aufstand zu dämpfen. Aber unter¬
wegs wurde er im Jahre 9 n. Chr. im Teutoburger Walde
von den Germanen überfallen. Drei Tage kämpften die Römer
noch auf ungünstigem Boden bei strömendem Regen. Dann stürzte
sich Varns in sein Schwert, und das ganze römische Heer wurde
vernichtet. So wurde Deutschland wieder frei.
In Rom war der Schrecken über die Niederlage groß. Der
Kaiser fürchtete einen Einfall der Germanen in Italien. Als
dieser nicht erfolgte, schickte er neue Truppen nach dem Rhein, und
die Unternehmungen zur Unterwerfung Deutschland wurden durch
Germaniens wieder aufgenommen. Aber Arminius verteidigte
die gewonnene Freiheit, und die Römer sahen sich schließlich ge-