124 57. Attila
Slaven bestehenden Heeres brach Attila im Jahre 451 aus den Ebenen
Ungarns auf und wandte sich gegen Abend. Wie eine vernichtende Sturm¬
st walzten sich die wilden Horden tmrch Süddeutschland, dann über den
Jihem nach Gallien. Schrecken ging vor ihnen her; Mord, Brand und
Plünderung bezeichneten ihre Gegenwart; eine Wüste war alles, was sie
hinter sich zurückließen. In Gallien einigte die furchtbare Gefahr die
E. dahin feindlichen Völker. Der römische Feldherr Aötins, der die
von Gallien beherrschte, verbündete sich mit den Westgoten, seinen
Röllchen, den Franken, seinen nördlichen Nachbaren, sowie mit noch
andern Völkerschaften und trat auf den Katalanischen Feldern bei
^halons (spr. Schalong) an der Marne dem Länderverwüster entgegen.
Da standen Krieger aller Länder von der Wolga bis zum Atlantischen
^Csl m rxl }§ Schwert zu entscheiden, ob hinfort hunnische Barbarei,
oder Gesittung und Christentum in Europa herrschen sollte. Germanen
befanden sich huben uud drüben, auf Attilas Seite hauptsächlich die Ost*
goten, auf Seiten der Römer die Westgoten. Attila sprach zu den Seinen:
"Kümmert euch nicht viel um die Römer, sondern werft euch vor allem
aus die Westgoten; in ihnen steckt die Kraft des Feindes. Keiner fürchte
sich; denn wer zum Sieger bestimmt ist, den trifft kein Pfeil. Richtet
m 011 fL schreite voran; wer mir nicht folgt, ist des
m IL “ J . nun begann eine der furchtbarsten Schlachten, deren die
Geschichte gedenkt; mit 160 000 Leichen bedeckte sich der Walplatz. Aber
die gute Sache überwand; der Hunnenkönig wurde geschlagen. Die West¬
goten, durch den Tod ihres Königs zur höchsten Wut entflammt, ent-
]chicden den Sieg Die Erbitterung, mit welcher gekämpft wurde, war
unbeschreiblich groß; es entstand die Sage, die Geister der Erschlagenen
hatten noch drei Tage in den Lüften miteinander gerungen. Attila hatte
schon einen großen Scheiterhaufen von Pferdefätteln errichten lassen um
1trf> darauf zu verbrennen, falls er verfolgt würde. Man ließ ihn aber
unbelastigt seinen Rückzug nach Ungarn nehmen.
3. Attilas Zug nach Italien (452). Schon im folgenden Jahre
unternahm Attila eine neue Heerfahrt, diesmal nach Süden. Der Kaiser
m Jiom hatte ihm die Hand seiner Schwester Honoria verweigert; deshalb
drang der Hunne nun racheschnaubend in Italien ein. Eine Stadt nach
r er andern sank m Trümmer; Rom selbst erwartete in dumpfer Betäubung
seinen Untergang. Doch es gefiel Gott, dem Wüterich Einhalt zu thun
mb zwar durch einen wehrlosen Greis, nämlich den Papst Leo den
Großen. Derselbe ging an der Spitze seiner Geistlichen dem blnttriesen-
denHainen entgegen und beschwor ihn im Namen Gottes, umzukehren.
„Bedenke sprach er, „daß der Apostelfürst Petrus Rom in feinen mäch;
^ch manch hat zwar Rom eingenommen ;
aber du weißt selbst, daß er noch im selben Jahre in der Blüte fernes
Jf hat sterben müssen. Darnrn hüte dich!" Und siehe, der Barbar
hat deu Rückzug an; doch mögen ihn außer deu Worten des Papstes auch
noch andere Gründe bestimmt haben.
f^ Attilas Ende (453). Dieses war Attilas letzte Heerfahrt'
schon im folgenden Jahre zerbrach Gott die Geißel, mit der er Europa