68. Karls des Großen übrige Kriege. Seine Kaiserkrönung. 149
darauf so gewaltig, daß Karl, der mit dem Hauptheer schon acht Meilen
voraus war, es hörte. Er kehrte sogleich um, fand aber den Helden tot;
infolge der übergroßen Anstrengung waren ihm die Halsadern gesprungen.
3. Krieg gegen die Slaven. Gefährliche Nachbarn der Franken
waren an der Elbgrenze die Slaven. Diese hatten allmählich den ganzen
Nordosten Deutschlands, der sich in der Völkerwanderung von Germanen
entleert hatte, eingenommen und drängten immer weiter vor. Karl
demütigte verschiedene slavische Stämme, besonders die Milzen im heutigen
Brandenburg und die Sorben östlich von der Saale, und sicherte überall
seine Grenzen mit starker Hand.
4. Krieg gegen die Avaren. Ebenso schlimme Nachbarn waren
die räuberischen Avaren, ein den Hunnen verwandtes Volk, welches seit
dem Zuge der Langobarden nach Italien im heutigen Östreich und Ungarn
Wohnte. Karl brach die Macht dieser Räuber durch eine Reihe von Feld¬
zügen gänzlich, so daß sie aufhörten, eine Plage Europas zu sein. In
ihren umpfählten Festungen, den sogenannten Ringen, fanden die Franken
unermeßliche Schätze aufgehäuft, welche die Avaren von ihren Raubzügen
hier zusammengetragen hatten. Bisher waren die Franken arm gewesen;
aber diese Beute machte sie reich. Das eroberte Land zwischen Enns
nnd Raab besetzte Karl mit deutschen Ansiedlern und schuf daraus die
Ostmark.
5. Krieg gegen die Dänen. Endlich züchtigte Karl auch die
Dänen für ihre Seeräuberei, sowie für deu Beistand, welchen sie den
Sachsen geleistet hatten. Sie wurden gezwungen, die Eider als Grenze
anzuerkennen. Nach all diesen Kriegen und Siegen herrschte Karl von
der Eider bis zum Tiber, von der Elbe und der Raab bis an den Ebro.
^Cte germanischen Stämme außer den Normannen und den Angelsachsen
waren unter seinem Zepter vereinigt.
6. Kaiserkrönung zu Rom (800). Der glanzvollste Tag in Karls
^eben war der erste Weihnachtstag des Jahres 800, den Karl in Rom
feierte, nachdem er kurz zuvor deu Papst aus großer Bedrängnis errettet
hatte. Eine unzählige Menschenmenge füllte die Peterskirche. Mit dem
vurpurmantel angethan, kniet Karl nach der Messe an den Stufen des
Hochaltars zum Gebet nieder. Da naht sich mit den höchsten Geistlichen
Papst; feierlich setzt er dem Frankenkönige eine goldene Krone anss
^QuPt und salbt ihn mit heiligem Öle zum römischen Kaiser. Und
*: reintal ruft jubelnd das Volk: „Carolo Augusto, dem von Gott gc-
Konten, großen und sriedebringenden Kaiser der Römer Leben und Sieg!"
Trompeten und Posaunen fallen ein, und das weite Gotteshaus tönt
wieder von Musik und Lobgesang. So wurde die römische Kaiserwürde
erneuert, die seit dem Jahre 476 geruht hatte, deren Glanz aber selbst
i^i den Barbaren unvergessen war. Diese neue Krone verschaffte Karl
keinen äußeren Machtzuwachs, wohl aber ein erhöhtes Ansehen; denn er
erschien nun als Nachfolger der römischen Kaiser in der Weltherrschaft.