145. Zweite Koalition gegen Frankreich. Bonaparte Konsul n. Kaiser. 321
rungenen Lorbeeren mit dem Leben. Durch diesen Sieg gewann Bonaparte ganz
Italien zurück. Als in demselben Jahre noch ein anderes österreichisches Heer in
Bayern (bei Hohenlinden, südlich von München) geschlagen wurde, mußte Kaiser
Franz um Frieden bitten. Dieser Friede kam 1801 zu Lnneville (Lühnwihl —
südöstlich von Nancy) zustande. Er war für Deutschland überaus schmachvoll;
denn alles deutsche Land links vom Rhein mußte an Frankreich
abgetreten werden. Die deutschen Fürsten, welchen jenes Land gehört hatte,
wurden rechts vom Rhein entschädigt. Aber wie denn? Durch Bistümer, die
man ihren geistlichen Herren wegnahm, und durch freie Städte, die man ihrer
Freiheit beraubte! — Nachdem Frankreich dann auch noch mit England Frieden
geschlossen hatte, ruhten die Waffen eine Weile in Europa.
4. Bonaparte Konsul auf Lebenszeit (I802). Frankreich befand
sich anfangs gar wohl unter seinem ersten Konsul, der mit starker Hand
sür Ordnung und Sicherheit sorgte. Die Emigranten durften ungekränkt
heimkehren; die geächteten Priester wurden begnadigt, und die Feier des
Sonntags und des öffentlichen Gottesdienstes wurde wieder eingeführt.
Auch für das Schulwesen, sowie für den Handel und Verkehr sorgte der
Konsul, und seine Schmeichler sagten, er verbinde Solons Weisheit mit
Alexanders Feldherrngröße. Zum Lohn für seine Verdienste ernannte
ihn das Vaterland zum Konsul auf Lebenszeit. Seitdem unter¬
schrieb er sich nicht mehr „Bonaparte", sondern mit seinem Vornamen
„Napoleon".
5. Napoleon Kaiser (1804). Aber nur die Krone konnte Napo¬
leons Ehrgeiz genügen. Der Senat kam seinem Wunsche entgegen und
bat ihn, die erbliche Würde eines Kaisers der Franzosen anzunehmen.
Napoleon erwiderte: „Ich nehme den Titel an, den der Senat für den
Ruhm der Nation zuträglich hält, uud hoffe, daß Frankreich die Ehre,
womit es meine Familie umgiebt, nie bereuen werde." So setzten sich
die Franzosen, welche einen Ludwig XVI. als Tyrannen hingerichtet hatten,
einen Napoleon znm Kaiser. Der Durst noch Freiheit war nachgerade
aus der Mode; Durst nach Ruhm erfüllte dafür jetzt die Gemüter. -—
Am 2; Dezember 1804 wurde Napoleon in der Notre Dame-Kirche zu
Paris mit großer Pracht als Kaiser Napoleon I. gekrönt. Der Papst
Pins VII. war selbst zu der Feier nach Frankreich gekommen. Er salbte
den Kaiser und seine Gemahlin Josephine an Stirn und Händen mit
heiligem Ole; als er aber die Krone ergriff, um sie dem Kaiser aufs Haupt
zu setzen, nahm dieser sie ihm aus den Händen und drückte sie sich selber
ans die Stirn. Darauf schmückte er auch seine Gemahlin mit einer zweiten
Krone. Seine Brüder und Schwestern wurden zu Prinzen und Prin¬
zessinnen ernannt, seine Generäle zu Marschällen erhoben. Der neue
Kaiser umgab seinen Thron mit einem glänzenden Hofstaate, bei welchem
es Titel und Orden, prachtvolle Uniformen und feierliches Gepränge in
Fülle gab. Die Franzosen sonnten sich in diesem Glanze und vergaßen
die einst bis in den Himmel erhobene Freiheit und Gleichheit.
Im folgenden Jahre ließ Napoleon sich auch von der italienischen
Republik zum Könige von Italien wählen. Zu Mailand setzte er sich
die alte, von so manchem deutschen Kaiser getragene eiserne Krone der
Kaiser, Weltgeschichte. o1