Full text: Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte

326 148. Allerlei Gewaltstreiche Napoleons. Krieg mit Österreich. 
Noch war jetzt von dem russischen Kaiser Alexander Hülfe zu erwarten, 
mit welchem das preußische Königspaar einen innigen Freundschaftsbund 
geschlossen hatte. Die Russen kamen denn auch und vereinigten sich mit 
den Trümmern der preußischen Armee. Eine blutige Schlacht erfolgte 
bei Preußisch-Eylau (südlich von Königsberg); sie blieb unentschieden; 
aber in der Schlacht bei Friedland (östlich von Eylan) unterlagen wieder 
trotz aller Tapferkeit die Verbündeten. 
6. Friede zu Tilsit (1807). Jetzt wünschte Alexander Frieden, 
und als er auf einem Floße im Niemen mit Napoleon zusammenkam, ließ 
er sich sogar von dessen Schmeicheleien so umgarnen, daß beide die besten 
Freunde wurden. Friedrich Wilhelm war nun wehrlos und mußte im 
Frieden zu Tilsit alle Bedingungen annehmen, die der unerbittliche 
Sieger ihm aufzulegen beliebte. Napoleon wünschte auch die Königin 
Luise zu sehen, und diese entschloß sich zu dem sauren Gange nach Tilsit 
in der Hoffnung, ihrem Manne und ihrem Volke vielleicht nützen zu 
können. Napoleon fragte sie uuter andern:: „Wie konnten Sie es auch 
wagen, mit mir Krieg anzufangen?" Sie antwortete: „Dem Ruhme 
Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, 
wenn anders wir uns getäuscht haben." Napoleon ließ von seiner Härte 
nichts nach, und weinend fuhr Luise nach Memel zurück. Preußen wurde 
durch diesen schimpflichen Frieden von Tilsit um die Hälfte verkleinert; 
es verlor alles Land westlich von der Elbe; dazu mußte es un¬ 
geheure Kriegskosten zahlen und die Franzosen im Lande behalten, bis 
alles entrichtet sein würde. 
7. Das Königreich Westfalen. Das westliche Preußen vereinigte 
Napoleon mit Kurhessen, Braunschweig und Teilen von Hannover und schuf 
so ein neues Königreich, das Königreich Westfalen, welches er feinem 
jüngsten Bruder, Hieronymus, übergab. Dieser war früher Kauf¬ 
mannsdiener gewesen; jetzt schlug er seine Residenz in Kassel ans, praßte 
vom Gut des Landes und führte ein schamlos liederliches Leben. „Moden 
wieder lustik!" das pflegten seine letzten Worte zu sein, wenn er nach 
einem durchschwelgten Tage taumelnd zur Ruhe ging. 
148. 2Ultrlei Gewaltstreiche Napoleons, stieg 
mit Österreich (isod). 
1. Kontinentalsterre (1806). Schon 1806 hatte Napoleon, weil 
er den verhaßten Engländern sonst auf keine Weise beizukommen wußte, die 
sogenannte Kontinentalsperre, d. h. die Absperrung des Festlandes von 
Europa gegen den englischen Handel, angeordnet. Streng wurde nun, 
soweit seine Macht und sein Einfluß reichten, die Küste bewacht ; jeder Eng¬ 
länder, der sich treffen ließ, war kriegsgefangen; alle englischen Waren, 
deren man habhaft wurde, wurden verbrannt. Daraus erwuchs allerdings 
den Engländern empfindlicher Schaden, nicht minder aber den gesperrten
	        
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