Full text: Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte

157. Friedrich Wilhelm IV. Stürme des Jahres 1848. 347 
um diesen König zn stürzen. Schon lange hatte man eine Erweiterung des Wahl¬ 
rechts verlangt; während nämlich bisher nur die Wohlhabenden die Abgeordneten 
gewählt hatten, forderte man, daß auch die Ärmeren an diesem Rechte teilnehmen 
sollten. Um den König einzuschüchtern, wollten einst in Paris 1200 Personen ein 
Gastmahl feiern und bei demselben Reden über das Wahlrecht halten. Der König 
aber verbot dieses Gastmahl. Da stand das Volk auf und baute Barrikaden. 
Wieder erfolgte, wie bei der Juli-Revolution von 1830, ein dreitägiger 
Straßenkampf, und das Ende war, daß Louis Philipp, wie einst Karl X., 
entweichen mußte. Er ging nach England, wo er zwei Jahre darauf starb. Das 
wütende Volk erstürmte und plünderte nach seiner Flucht die Tuilerien, zerbrach 
die Krone und verbrannte den Thron am Fuße der Julisäule. Diese dritte fran¬ 
zösische Revolution nennt man die Februar-Revolution von 1848. 
5. £0Ut§ (1848). Durch die Februar - Revolution wurde 
Frankreich wiederum eine Republik, und an die Spitze dieser Republik schwang 
sich noch in demselben Jahre — Louis Napoleon. Louis Napoleon war der 
Sohn Ludwig Bonapartes, ehemaligen Königs von Holland, und also ein Neffe des 
großen Napoleon. Schon als Artilleriehauptmann in Bern versicherte er seinen 
Freunden, er werde noch eines Tages Kaiser von Frankreich werden. Ja, er er¬ 
schien zweimal als Prätendent (Kronbewerber) in Frankreich, in der Hoffnung, 
daß das Militär ihm zufallen werde und er nach Paris marschieren könne, wie 
sein Onkel nach der Rückkehr von Elba. Aber beidemal nahm man ihn gefangen. 
Das erste Mal behandelte ihn Louis Philipp wie einen Narren und schickte ihn 
nach Amerika; das zweite Mal ließ er ihn auf eine Festung bringen. Von hier 
entkam er nach sechs Jahren in der Verkleidung eines Maurergesellen. Als nun 
1848 Louis Philipp verjagt wurde und die Franzosen sich nach einem Präsidenten 
für ihre neuerrichtete Republik umsahen, da war er rasch zur Hand und bewarb 
sich um diese Würde. Und siehe da, vom Zauber seines Namens geblendet, erkoren 
ihn die Franzosen. Zwar wurde er nur auf vier Jahre gewählt; aber einmal im 
Besitze der Gewalt, dachte er nicht daran, sie wieder fahren zu lassen. Durch 
Schmeicheleien und Versprechungen, durch List und Gewalt brachte er es wirklich 
dahin, daß er 1852, wo er sein Amt hätte niederlegen müssen, vom Volke zum 
erblichen Kaiser der Franzosen gewählt wurde. Er spielte nun bis 1870 
die erste Rolle in Europa. Man nennt seine Regierung das zweite Kaiserreich. 
157. Friedrich Wilhelm IV. (mo-isei). 
Stürme des Jahres 1848. 
1. Deutschland in den Jahren 1815—1848. Nach 1815 genoß 
unser Vaterland lange Zeit die Segnungen des Friedens. Da hoben sich 
Industrie und Gewerbe, Handel und Verkehr. 1825 furchte das erste 
Dampfschiff die grünen Fluten des Rheins, und 1835 dampfte die erste 
Lokomotive von Nürnberg nach Fürth. Der Wohlstand hob sich; Künste 
und Wissenschaften gediehen; an dem Schulwesen wurde eifrig gebessert, 
damit auch das ärmste Kind die Wohlthat eines guten Unterrichts genießen
	        
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