352 159. Wilhelm I. Der dänische Krieg von 1864.
er schon mit^OOO Mann über die Meerenge von Messina setzen. Auch auf dem Fest-
lande begrüßte man ihn als den ersehnten Besreier, und bald hielt er uuter dem
Jubel der Bevölkerung seinen Einzug in Neapel, von wo der König tags zuvor
geflohen todx. Nun hätte Garibaldi für sein Leben gern auch Rom eingenommen;
aber Napoleon verbot es, und so mußte er die Hände davon lassen. Doch durfte
Viktor Emannel ein großes Stück vom Kirchenstaat abreißen. Der König von
Neapel verteidigte sich noch eine Zeitlang in der Festung Gaeta (am Mittelmeer,
nordwestlich von Neapel), mußte sich aber endlich ergeben.
5. 3)(t§ $Öttigl cid) Viktor Emauuel nahm nun den Titel
„König von Italien" an. Zwar fehlten ihm bloß noch zwei Stücke: Venelien,
welches Österreich, und Rom, welches der Papst behalten hatte; er dachte aber:
„Kommt Zeit, kommt Rat!" Und die günstige Gelegenheit kam früher, als er
warten konnte. Venetien fiel ihm 1866, als er mit den Preußen gegen Österreich
verbündet war, infolge der Siege feiner preußischen Bundesgenossen in den Schoß,
imb Rom nahm er mit kecker Hand, als sein Meister Louis Napoleon bei Sedan
geschlagen und gefangen war. Es war nun niemand da, der es ihm wehrte, und
die Römer selbst, welche langst des päpstlichen Regiments müde waren, nahmen
ihn mit offenen Armen auf. Der Papst Pius IX. belegte den Räuber seiner welt¬
lichen Herrschaft mit dem Bannflüche und zog sich grollend in den Vatikan zurück;
Viktor Emannel aber verlegte dreist feine Residenz nach der Siebenhügelstadt, um
von hier das Königreich Italien zu beherrschen.
159. Wilhelm I. (fett lsei).
Der dänische Krieg von 1864.
1. Wilhelm I. bis zu seiner Thronbesteigung. Im Jahre 1861
bestieg Wilhelm I., der jüngere Bruder Friedrich Wilhelms IV., Preußens
Thron. Diesen edlen Fürsten hatte Gott früh in die Schule des Leidens
genommen. Er war neun Jahre alt, als mit dem Tage von Jena die
Zeit der Schmach und Erniedrigung über Preußen und Deutschland herein¬
brach. Mitten im Winter floh seine Mutter, die Königin Luise, mit ihm
und seinem Bruder vor den Franzosen nach Königsberg und Memel. Er
sah den Kummer seines Vaters, die Thränen seiner Mutter und nahm
ihre Ermahnungen tief zu Herzen. Die Königin freute sich seines
verständigen, aufrichtigen und biederen Wesens, konnte aber natürlich
nicht ahnen, daß gerade dieser jüngere Sohn, dem keine Krone bestimmt
schien und dessen Gesundheit außerdem schwächlich war, von Gott zu so
hohen, herrlichen Dingen bestimmt sei. Als 13jähriger Knabe stand
Wilhelm mit seinem Bruder am Sterbebette der heißgeliebten Mutter. —
Als 1813 Preußen zum heiligen Freiheitskampse sich erhob, wie brannte
da Prinz Wilhelm vor Begierde, mit hinaus ins Feld zu ziehen; aber
seiner zarten Gesundheit wegen gab der Vater erst nach der Schlacht bei
Leipzig seine Einwilligung. Nun ging es mit in Frankreich hinein, und
der junge Hohenzoller zeigte sich so unerschrocken, daß sein Vater ihm
bald die Brust mit dem eisernen Kreuz schmücken konnte. Beim Einzuge