Full text: Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte

14. Der trojanische Krieg (Sage). 29 
der Preis gebühre. Den lautesten Anspruch erhoben Hera, die Göttin des Himmels, 
Pallas Athene, die Göttin der Weisheit, und Aphrodite, die Göttin der Schönheit. 
Diesen befahl Zeus endlich, zu dem trojanischen Königssohne Paris zu gehen und 
von ihm den Streit entscheiden zu lassen Paris weidete die Herden seines Vaters 
Priamns, als die drei Göttinnen vor ihm erschienen. Jede derselben nahm ihn 
beiseite und suchte ihn durch Versprechungen für sich zu gewinnen. Hera. wollte 
ihm, falls er zu ihren Gunsten urteile, die Herrschaft über weite Länder schenken; 
Pallas verhieß ihm den Ruhm eines großen Weisen unter den Menschen; Aphrodite 
sagte ihm den Besitz der schönsten Frau auf Erden zu. Die Gabe der Aphrodite 
lockte den weichlichen Paris am meisten; er erkannte ihr den Preis zn und über¬ 
reichte ihr den Apfel. Die schönste der Frauen aber, von der sie geredet, war 
Helena, die Gemahlin des Königs Mene laus von Sparta. Diese verheiratete 
Frau wollte Aphrodite dem Paris verschaffen. Solche Schlechtigkeiten glaubten die 
Griechen von ihren Göttern! 
2. Raub der Helena. Eines Tages erschien Paris, der schöne 
trojanische Königssohn als Gast bei dem Könige Menelaus in Sparta. 
Man nahm ihn freundlich auf; aber nie wurde Gastfreundschaft schänd¬ 
licher vergolten. Denn als einst Menelaus abwesend war, entfloh Paris 
mit seinem Weibe, der schönen Helena, und führte sie nach Troja. Als 
der Betrogene heimkam und erfuhr, was geschehen war, knirschte er vor Wut. 
Konnte er auch die pflichtvergessene Helena eigentlich nie wieder als sein 
Weib ehren, so brannte er doch vor Begierde, an dem Verführer Rache 
zu nehmen. Allein freilich war er zu schwach dazu. Aber alle Griechen¬ 
fürsten waren entrüstet über die dem Menelaus widerfahrene Schmach, 
welche sie als einen Schimpf für ganz Griechenland ansahen, und sie be¬ 
schlossen, gemeinsam nach Troja zu ziehen, die Stadt zu zerstören und die 
Helena zurückzuführen. So wurde ein treuloses Weib die Veranlassung 
zu dem zehnjährigen trojanischen Kriege, der mit dem Untergange der bis 
dahin so blühenden Stadt des Priamus endete. 
3. Führer der Griechen. In Mittelgriechenland, der Insel 
Euböa gegenüber lag de: Hasen Aulis. Dort versammelten sich die 
Griechenfürsten mit ihren Scharen zur Abfahrt. Vor allem natürlich fand 
Menelaus selber sich ein. Ferner erschien sein Bruder Agamemnon, 
König von Mycenä, welcher als der Mächtigste zum Oberanführer gewählt 
wurde. Der Tapferste aber von allen war Achilles aus Thessalien, der 
Sohn des Königs Pelens und der Meergöttin Thetis. Außer seiner 
gewaltigen Kraft besaß er noch den Vorzug der Unverwundbarkeit; denn 
seine Mutter hatte ihn gleich nach der Geburt in die Fluten des Styx 
getaucht. Nur die Ferse, an welcher sie ihn gehalten, war verwundbar 
geblieben. An List und Schlauheit kam keiner der Fürsten dem Odysseus 
von der Insel Jthaka gleich. Im ganzen versammelten sich 100 000 
Griechen, und sie bedurften 1200 Schiffe zur Überfahrt. 
4. JWgenia. Lange schon lag die Flotte segelfertig im Hafen;, 
aber ein widriger Wind hinderte sie am Auslaufen. Man befragte den 
Seher Kalchas, und dieser verkündete, die Göttin Diana zürne und könne 
nur dadurch besänftigt werden, daß man Agamemnons Tochter Jphigenia 
opfere. Wie erschrak der arme Vater! Nach langem Sträuben mußte er
	        
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