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VI. Das heilige römische Reich deutscher
Nation.
Die sächsischen Könige von 919—1024.
919—36 Heinrich I. Heinrich wurde nur durch die Stimmen der Sachsen
und Franken gewählt. Es gelang ihm aber, auf gütlichem Wege die übrigen
Herzöge zur Anerkennung seiner Königsmacht zu gewinnen; nur den Herzog
Giselbert von Lothringen bezwang er mit den Waffen und brachte so
dieses Land an Deutschland zurück. Unter seiner Regierung setzten die
Magyaren ihre Raubanfälle fort und richteten ihre Angriffe besonders
gegen Thüringen und Sachsen. Sie erschienen plötzlich auf ihren leichten
Pferden, raubten, brannten und schleppten Gefangene mit sich fort, stoben
dann davon, um an einem anderen Orte sich wieder zusammen zu finden.
Da die Sachsen keine ausgebildete Reiterei besaßen, so waren sie diesem
Feinde nicht gewachsen. Heinrich bedurfte daher eine längere Zeit zur Rüstung
und Waffenübung. So schwer es ihm wurde, so entschloß er sich sogar
zu einer Tributzahlung, um einen neunjährigen Waffenstillstand zu er¬
langen. Diese Zeit aber benutzte er auf das eifrigste. Um den Land¬
bewohnern Sicherheit für ihr Leben und ihre Habe zu geben, schuf er
feste Plätze, Burgen, versah sie mit Mauer, Wall und Graben. Der
neunte Mann vom Lande mußte als Burgmann hineinziehen, die andern
den Acker bestellen und Mundvorrat in die Burgen liefern. Da diese
Plätze Sicherheit für das Handwerk, den Marktverkehr und den Handel
boten, fo sammelte sich in ihnen eine gewerbthätige Bevölkerung. Die
Kirche fand hier am meisten Schutz; Gerichtstage und Volksversammlungen
wurden hier abgehalten. So erwuchsen diese Burgen allmählich zu Städten.
Man hat daher Heinrich wohl den Städteerbauer genannt. Der König
vermehrte die Reiterei und übte sie, in geschlossenen Geschwadern an¬
zugreifen und zu wenden.