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II. Brandenburgsch - preußische Vorgeschichte.
Das Kurfürstentum Kraudenburg.
Die Wenden. Durch die Völkerwanderung war dem Osten
Deutschlands eine zahlreiche deutsche Bevölkerung entzogen worden; die
zurückgebliebenen dünnen Volksschichten wurden von den nachrückenden
Slaven, hier Wenden genannt, unterworfen. So gingen die Gebiete ost¬
wärts der Elbe Deutschland verloren. 9lber die gßenden begnügten sich mit dieser
Grenze nicht; sie überschritten den Strom, drangen in die Thäler der Mulde
und Saale hinaus, eroberten und besiedelten die heutige Altmark wie
den Westen Hannovers. Karl der Große hatte an der Ostgrenze des
Reiches Befestigungen angelegt und zu ihrem Schutze eine kriegsbereite
Mannschaft unter einen Markgrafen d. h. Grenzgrafen gestellt. Unter
feinen schwachen Nachfolgern war jedoch alles wieder in Verfall geraten.
Die Nordmark. Erst König Heinrich gebot den fortgesetzten Ein¬
fällen der Wenden in Sachsen halt, schlug sie in mehreren Gefechten und
eroberte ihre Feste, von den Deutschen Brennaburg genannt, und brachte
das Land zwischen Elbe und Oder zur Anerkennung feiner Herrschast (928).
Aber nach feinem Tode rissen sich die Wenden wieder los, und es er¬
forderte schwere Kämpfe, ehe Otto I. sie unterwerfen konnte. Er verfuhr
durchgreifender, als der Vater, legte deutsche Burgmannen in die
befestigten Ortschaften und befestigte die christliche Kirche unter dem
heidnischen Volke (Bistümer zu Havelberg und Brandenburg (946 u. 49).
Die Oftgrenze verwandelte er unter dem tapfern Gero in eine Mark, d. i.
ein befestigtes und durch ein schlagfertiges Heer stets bewehrtes Grenz¬
land. Diese Geronifche Mark zerfiel aber nach des Markgrafen Tode
in drei Marken. Die daraus entstandene Nordmark umfaßte als Haupt¬
bestandteile die heutige Altmark, das Havelgebiet und in loserem Zusammen-
hange das Land von da bis zur Oder. Der Markgraf regierte das
Land als des Königs Beamter, vollzog das von den Schöffengerichten
gefundene Urteil und führte das Heer.
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