Full text: Deutsche Geschichte von der Reformation bis auf Friedrich den Großen (Teil 3)

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schwächlich unb unansehnlich, war er eitel unb zum Prunke geneigt, ver- 
schwenbcrisch unb launisch. Man vermißte in ihm besonbers bes Vaters 
gewaltige Willenskraft. Er war burch Günstlinge schäblichen Einflüssen 
ausgesetzt. Dennoch nimmt er einen würdigen Platz in ber Reihe ber 
Hohenzollern ein. Seine gut beutfche Gesinnung hat er nach außen 
kräftig bethätigt unb Proben persönlicher Tapferkeit abgelegt. Wichtig ist 
seine Regierung besonbers baburch, baß er bas Gebäube bes Vaters mit 
bem königlichen Namen gekrönt hat. Er hat ben Nachfolgern bamit bie 
Aufgabe gestellt, bem Staate bie Macht zu schaffen, bie seinem Range 
angemessen war. — 
König Jakob II. von Englanb war katholisch geworben unb suchte 
seine Kirche wieber zur herrschenben Zu machen. Da würbe er entthront, 
unb an seine Stelle ber evangelische Prinz Wilhelm von Dranien, sein 
Schwiegersohn, berufen. Friebrich hanbelte im Sinne seines Vaters, 
inbent er biesen burch Truppen unterstützte, als er in Englanb lanbete. 
Er trug baburch zur Erhaltung bes evangelischen Glaubens in Englanb 
bei. Wie ber Vater, half er bem Kaiser im Türkenkriege. Branbenbnrger 
stritten unter bem großen Felbherrn Engen von Savoyen, bem „eblen 
Ritter". Nach seinem Siege bei Zentha erkannte bieser an, baß er nächst 
Gott ben Branbenbnrgern biesen Sieg verbanfte. Auch Wilhelm von 
Dranien rühmte bie Branbenbnrger: „Das ist schönes Fußvolk, aber es 
ist noch tapferer als schön." 
Der pfälzische Krieg. Das kurpfälzische Haus war mit Karl II. 
ausgestorben, rechtmäßiger Erbe war ber Pfalzgraf von Neuenburg. Nun 
war Karls Schwester Elisabeth mit Philipp von Orleans, Lubwigs Bruber, 
vermählt. Daraus leitete bieser ein Recht her nicht nur auf bas Eigen¬ 
gut bes kurpfälzischen Hauses, sonbern auf bie Kurpfalz selbst, ein Lehen 
bes beutschen Reiches. Er ließ bas Laub burch Melac unb Louvois be¬ 
setzen unb unmenschlich verwüsten; er schuf so künstlich eine Öbe zwischen 
Deutschlanb unb Frankreich, um seine Grenzen zu schützen. Worms, 
Mannheim, Offenburg würben eingeäschert; in Speier sthänbeten bie 
Franzosen bie Gruft ber beutschen Könige. Die Ruine bes Schlosses 
zu Heibelberg ist heute noch ein Denkmal französischer Barbarei. Friebrich 
trat nicht nur bem Bunbe gegen Frankreich bei, er begab sich selbst an 
ben Rhein unb eroberte Bonn. Lubwig erreichte sein Ziel nicht; im 
Frieben zu Ryswick verzichtete er auf bie Pfalz, behielt aber bas Elsaß 
mit Straßburg (1697). Frankreich setzte es in bem Frieben burch, baß 
bie katholische Kirche auch ba überall hergestellt würbe, wo einmal fran¬ 
zösischer Felbgottesbienst gehalten worben war. — 
Landesregierung. Der Kurfürst hatte beim Antritte seiner 
Regierung eine Schulbenlast vorgefunben; ber Krieg gegen Frankreich unb 
bie Türken verschlang große Summen, nicht geringe auch bie kostbare 
Hofhaltung. Daher kam es, baß bie Gelbverlegenheit kein Enbe nahm.
	        
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