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Auf dem Kampfplatze durchstürmte Menelaos noch immer
wie ein Raubthier das Heer, den verschwundenen Paris aus¬
spähend: aber weder ein Trojaner noch ein Grieche konnte
ihm den Fürsten zeigen, und doch hätten sie ihn gewiß nicht
verhehlt, denn er war Beiden zuwider wie der Tod. End¬
lich erhob Agamemnon seine Stimme und sprach: ,,Höret
mein Wort, ihr Dardaner und Griechen! Menelaos ist der
offenbare Sieger. So gebet uns denn jetzt Helena sammt
den Schätzen zurück und bezahlet uns für alle Folgezeit einen
Tribut!" Die Argiver nahmen diesen Vorschlag mit Jubel
auf, die Trojaner schwiegen. Bald entbrannte, da sich die
Trojaner zum Bruche des Bündnisses verleiten ließen, der
Kampf von neuem.
6. Hektar und Ajar im Lweikamps.
Als einst die Göttin Athene vom Olymp herab die beiden
Brüder Hektor und Paris zum Kampfe hineilen sah, flog sie
stürmisch hinunter zur Stadt Troja. An des Zeus Buche
begegnete ihr Apollo, der von der Zinne der Burg, von wo
er die Schlacht der Trojaner lenkte, daher kam, und seine
Schwester anredete: ,,Welch ein heftiger Eifer treibt dich vom
Olymp herunter, Pallas? Bist du noch immer auf den Fall
der Trojaner bedacht, Erbarmungslose? Wolltest du mir doch
gehorchen und für heute den Entscheidungskampf ruhen lassen.
Ein andermal mögen sie die Feldschlacht erneuern, weil ihr,
du und Hera, doch nicht ruhet, bis ihr die hohe Stadt Troja
verwüstet habt!" Ihm antwortete Athene: „Fernhintreffer, es
sei, wie du sagst; und in derselben Absicht bin ich auch vom
Olymp herabgekommen. Aber sage mir, wie gedenkst du den
Männerkampf zu stillen?" — „Wir wollen," sprach Apollo,
„dem gewaltigen Hektor seinen Muth noch steigern, daß er
einen der Danaer zum entscheidenden Zweikampf herausfordert,
laß uns dann sehen, was diese thun " Athene war damit
zufrieden.
Das Gespräch der Unsterblichen hatte der Seher Helenos
in seiner Seele vernommen; eilig trat er zu Hektor und
sprach: „Weiser Sohn des Priamos, wolltest du diesmal
meinem Rathe gehorchen, der ich dein liebender Bruder bin?