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erobern, Macdonald in Schlesien, 23 eindämme in Böhmen eindringen;
allein die deutschen Siege bei Großbeeren und Dennewitz, ' an der
Katzbach und bei Culm vereitelten die Absichten der Franzosen.
Gewonnen hatten also die Verbündeten. Der Sieg Napoleons bei
Dresden brachte ihm wenig Nutzen; deun Schwarzenberg hatte sich
unversolgt nach Böhmen zurückziehen können.
Napoleon blieb in seiner Stellung bei Dresden bis zum An¬
sang des Monats Oktober. Inzwischen hatte sich das schlesische
Heer mit dem Nordheere vereinigt, und das böhmische Heer zog
wieder das Thal der Elbe herab. Napoleon war genötigt, in der
Ebene von Leipzig die Hauptschlacht zu schlagen. Am 16. Oktober
begann der Kamps. Bei Liebertwolkwitz und Wachau, südöstlich
von Leipzig, suchte Napoleon vergebens die dort ausgestellten öster¬
reichischen, preußischen uud russischen Truppen zu überwinden. Bei
Möckern, nordwestlich von Leipzig, wurde der französische Marschall
Marmont an demselben Tage von Blücher uud $orf vollständig
geschlagen. Am 17. Oktober, einem Sonntage, ruhte der Kampf.
Am 18. wurde im weiten Umkreise um Leipzig vom frühen Morgen
bis zum Untergange der Sonne mit größter Tapferkeit und Er¬
bitterung gekämpft. Die um Leipzig liegenden Dörfer wurden wie
Festungen verteidigt, angegriffen, gewonnen, verloren und wieder
gewonnen. Mehr als 1500 Kanonen donnern nnd schleudern Tod
und Verderben in die Reihen der Krieger, Reiterhanfen rasseln
über die Ebene und verschwinden unter dem Feuer des Fußvolkes;
an vielen Orten wird mit Bajonett und Kolben, Mann gegen
Mann gekämpft; die Dörfer stehen in Flammen, der Boden ist weit¬
hin mit Toten und Verwundeten bedeckt — der Tod hält eine
furchtbare Ernte; denn der größte Kriegsfürst streitet um die Welt¬
herrschaft, die Völker Europas ringen um ihre Freiheit.
Beim Niedergänge der Sonne war der Sieg der Verbündeten
entschieden. Die Nacht brachte Napoleon in Leipzig zu; am Mor¬
gen des 19. Oktober trat er den Rückzug an, als die Deutschen
und Russen bereits gegen die Thore von Leipzig Sturm liefen.
Nach heißem Kampfe wurde Leipzig erobert; 15 000 Franzosen
streckten die Waffen. Die Verluste waren auf beiden Seiten un¬
geheuer groß. Napoleon verlor an Toten und Verwundeten 45 000,
die Verbündeten über 50000 Mann.*)
Kaiser Napoleon zog mit dem Reste seines Heeres, ungefähr
100000 Mann, in eiliger Flucht dem Rhein zu. Bei Hanau
stellte sich ihm ein bayrisches Heer unter General Wrede entgegen.
Der König von Bayern war nämlich schon vor der Leipziger L-chlacht
zu den Verbündeten übergegangen. Mit einem Verlust von 20000
Mann schlug sich Napoleon durch (30., 31. Oktober).
*) Vergl. im Anhang das Gedicht: Die Leipziger Schlacht.